Hier endet ein Eishockey-Spiel. Steter Geräuschpegel, dieser eigene Hallengeruch und die Kälte, die sich zuerst in den Zehen sammelt und dann über den ganzen Körper verteilt – all das nimmt keiner mehr wahr. Die Normalität des Profisports ist verschwunden. Mit nur drei Worten weggewischt: „Sie haben Krebs.“ Und es ist Stille.
Alexander Rauchenwald blickt wohl auf seinen besten Saisonstart der letzten Jahre zurück. Vielleicht auch weil der 26-jährige Villacher bei Red Bull Salzburg endlich das verdiente Vertrauen vom neuen Trainer Matt McIlvane erhalten hatte. Er zahlte es zurück. Vier Tore und drei Assists in den ersten sechs Spielen. Das ist wichtig für einen Stürmer bei dieser hohen Qualität im Bullen-Kader. Doch Rauchenwalds Lauf endete abrupt.
Vor zehn Tagen erhielt er die Diagnose. Zuvor waren bei Routine-Tests erhöhte Entzündungswerte im Blut festgestellt worden. Nach anhaltenden Schmerzen wurde Gewebe entnommen. Dazwischen lagen nur wenige Tage. „Es war ein Schock für uns alle“, beschreibt sein Papa und VSV-Vorstandssprecher Gerald Rauchenwald. Er saß damals gerade im Auto Richtung Prag. Michael Raffl, Cousin von Alexander, gab mit den Philadelphia Flyers ein Europa-Gastspiel gegen die Chicago Blackhawks. „Ich fuhr gerade bei Salzburg, als mich Xandi aus dem Krankenhaus anrief. Ich nahm sofort die nächste Abfahrt und war bei ihm. Es war nicht leicht, für uns alle.“ Doch der Eishockey-Familie ist sofort bewusst, dass lamentieren keine Option ist.
Nach kurzer Fassungslosigkeit denken Sportler sachlich und nüchtern und vor allem lösungsorientiert. Ob sein Sohn schon alles realisiert hat? „Absolut. Im Krankenhaus wird Klartext gesprochen. Man ist informiert“, erzählt der Villacher, der auf die NHL-Stars Saku Koivu und Mario Lemieux hinweist. Sie hatten ein ähnliches Schicksal, sie sind geheilt. Demnach seien die Aussichten gut, verspricht Papa Rauchenwald. Sie lägen bei über 95 Prozent, dass die Krankheit vollständig geheilt werden kann. Diese Ausprägung sei gut behandelbar. „Zum Glück wurde der Krebs früh erkannt, er wächst sehr schnell. Doch sein Weg wird hart, die Therapien werden Spuren hinterlassen. Im Februar muss diese Krankheit besiegt sein.“
Mit der gestrigen Bekanntgabe seines Klubs hat Alexander Rauchenwalds größte Herausforderung begonnen. Sein Papa ist froh, dass er nach den Therapien nicht allein ist. „Thomas (Raffl, Anm.) hilft. Er ist wie sein Bruder. Aber auch er war geschockt – Krebs haben ja immer nur die anderen.“ Und Salzburgs Kapitän weiß jetzt, was sein Cousin braucht: „Wir sind für ihn da. Nur so können wir ihm helfen“, so Raffl.