Dürfen Veranstalter bei der Abwicklung von Großevents auf Schülerinnen und Schüler aus Tourismusschulen zurückgreifen? Der Pflegekongress, der vergangene Woche mit 600 Besuchern im Congress Center Villach stattgefunden hat, bringt die Diskussion ins Rollen.

Besser gesagt tun dies Wirtschaftstreibende, wie sie sich selbst nennen, die sich mit einem anonymen Schreiben an die Kleinen Zeitung und die Kärntner Bildungsdirektion gewandt haben. Kern ihrer Kritik ist die Serviceabwicklung der Kärntner Tourismusschule KTS beim Congress. "Wie kann es sein, dass Schülerinnen den ganzen Tag unentgeltlich für ein Unternehmen tätig sind, das der Stadt Villach nahesteht? Wie kann es sein, dass diese Schüler – so macht es zumindest den Anschein – nicht bei der Krankenkasse gemeldet und versichert werden müssen? Wie können Schülerinnen einen ganzen Tag der Schule fernbleiben, wenn das CCV etwas benötigt, wenn wir wirtschaftstreibende Steuerzahler aber etwas benötigen, dies nicht möglich ist? Warum werden hier nicht umliegende Gastronomen miteingebunden und können so Umsatz lukrieren und Mitarbeiter beschäftigen?", fragen sie.

"Wir bilden hier Nachwuchs aus"

Die Antworten auf das Faktische reduziert: Bei der KTS handelt es sich um eine Privatschule, die über ihre Praxiseinheiten autonom und ohne Zustimmung der Bildungsdirektion entscheiden kann. Einmal im Jahr bietet die Schule, laut Direktor Gerfried Pirker, Praxisunterricht an. "Die Schüler der vierten Klassen sollen hier vor der Servierprüfung dezidiert in Kontakt mit Großveranstaltungen kommen. Diese wählen wir sorgfältig aus, um den Nachwuchs perfekt auszubilden: Dass wir uns dafür nun auch noch rechtfertigen müssen, ist sehr bedauerlich", sagt Pirker.

Weil es sich bei der Praxiseinheit um Unterricht handelt, müssen die Schüler weder angemeldet noch bezahlt werden. "Natürlich können wir das nicht für jedes private Event anbieten, weil die Schüler sonst nur mehr arbeiten würden", sagt Pirker. Kosten würden für die KTS keine anfallen, Essen und Getränke werden vom Veranstalter zur Verfügung gestellt und zubereitet. Im konkreten Fall lag die gastronomische Abwicklung beim "Voco Lagana". "Wir haben eine Kooperation mit der KTS. Einmal pro Jahr werden unsere Mitarbeiter von Schülern begleitet. Ich finde das wichtig und erfreulich. Es ist ja nicht so, dass wir hier sparen, sondern dem Nachwuchs wichtige Einblicke geben, sagt Geschäftsführerin Kerstin Fritz.

Stefan Sternad, Fachgruppenobmann bei der Wirtschaftskammer, will Aufklärung zu den Rahmenbedingungen. "Ich bin von solchen Abkommen kein Fan und für mich sind hier einige Fragen offen. Gilt diese Kooperation jährlich für das gleiche Unternehmen? Zahlt der Auftraggeber weniger? Wie werden Schüler begleitet und was lernen sie?", hinterfragt Sternad, der sich generell für klar geregelte und bezahlte Praktika ausspricht. Ein Gespräch mit der Schule soll in naher Zukunft stattfinden.