Vier Baukörper mit bis zu 4,5 Stockwerken und 109 Wohneinheiten. Eine Tiefgarage mit 165 Stellplätzen und 17 Besucherparkplätze im Freien. Das sind die Eckdaten eines neuen Wohnprojekts für den Villacher Stadtteil Judendorf. Auf einem der letzten freien Felder in beliebter Stadtlage soll dort eine neue Wohnanlage für Eigentumswohnungen im gehobenen Preissegment errichtet werden. Im Stadtteil regt das Bauvorhaben auf, die Behörde hat es geprüft und wird es, weil laut Teilbebauungsplan alle Auflagen erfüllt sind und eine Widmung vorliegt, genehmigen.
"Wir werden das Projekt noch im September freigeben", bestätigt Behördenleiter Alfred Winkler. Erfolgen wird dies nun ohne Mitspracherecht der Anrainer, da die Frist für Einwendungen bereits verstrichen ist. "Es gab keine Einwendungen, das dürfte aber auch daran liegen, dass viele die Kundmachung in den Zeitungen nicht gesehen haben", sagt Winkler. Bereits am 12. Mai wurde das Bauvorhaben, das seit 2021 geplant ist, in zwei Tageszeitungen publik gemacht, bis Juli konnten Einwendungen erhoben werden. Nun wurde im August vor Ort final verhandelt – eben schon ohne Parteienstellung der Anrainer. "Wir haben von diesem Vorhaben nichts gewusst und sind dagegen. Das Projekt ist zu groß für die Fläche und außerdem braucht es bei all den stockenden Bauprojekten und Leerständen nicht noch mehr Neubauten", halten Anrainer an ihrer – inzwischen wirkungslosen – Kritik fest.
Bauträger sieht Nachfrage gegeben
Die Debatten um Bodenversiegelung und Bauboom sind in Villach allgegenwärtig, wenngleich zahlreiche Baufirmen ihre Tätigkeit aufgrund sinkender Nachfrage reduziert haben. Auch Folker Schabkar, Geschäftsführer der "FSF Errichtungs GmbH", bestätigt einen Rückgang bei Anfragen, sieht Villach als Baugebiet dennoch als hoch interessant an. "Die Stadt entwickelt sich dynamisch und Wohnraum wird gebraucht. Mit den Kreditvorgaben und der Zinsentwicklung bestimmen aber zwei große Faktoren den Markt. Eine Maßnahme hätte gereicht, um die Preisentwicklung am Immobilienmarkt zu bremsen", sagt er. Warum er dennoch weiter baut? "Weil das unser Geschäftsfeld ist und wir das mit Sorgfalt und Vorsicht tun."
In den kommenden Monaten soll das Projekt in Judendorf in den Verkauf gehen, Quadratmeterpreis und Investitionsvolumen sind noch offen. "Weil der Markt sich momentan stark verändert, können wir das nicht soweit im Voraus festlegen", sagt Schabkar. Der Bauträger hat in Villach ein weiteres Projekt in Völkendorf (Finkenweg, bisher 30 Prozent verkauft) und in Perau (alle Wohnungen verkauft) auf dem Markt.
Immobilienmakler fordert mehr Bautätigkeit
Zusätzlich zu diesen Projekten werden einige weitere angeboten und vielfach von Nageler Immobilien vermittelt. Dazu zählen Neubauanlagen in St. Martin, Landskron, Untere Fellach, Auen oder am Faaker See. Auch Geschäftsführer Adolf Nageler spricht von rückläufigem Verkauf – aber auch von einer sehr hohen Nachfrage. "Wir haben in Villach eine Sondersituation. Es wird zu wenig gebaut für die Anzahl an Menschen. Damit steht zu wenig Eigentum zur Verfügung und Menschen suchen Mietobjekte. Diese Spirale lässt die Mietpreise explodieren", warnt Nageler. Er ist überzeugt davon, dass Villach weiter bauen muss. Dass Quadratmeterpreise zwischen 4000 und 6000 Euro bei diesen Zinsen und Kreditvorgaben kaum mehr leistbar sind, bejaht er. "Es wird Lockerungen bei Kreditvorgaben und auch leistbaren Wohnraum brauchen. Das Gesamtpaket ist die Lösung", sagt Nageler. Dass Immobilienpreise sinken werden – worauf massive Einbrüche in der Baubranche hindeuten – prognostiziert Nageler so nicht. "Dafür ist der Bedarf zu groß."
Stadt will geförderten Wohnraum schaffen
Auch die Stadt verweist in Debatten um die Entwicklung am Immobiliensektor immer wieder auf den hohen Wohnraumbedarf aufgrund des starken Zuzugs, Villach ist im Vorjahr mit 1,36 Prozent (65.127 Einwohner) landesweit am stärksten gewachsen. Gebaut werden soll, wie Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) immer wieder betont, "klug, mit möglichst wenig Bodenverbrauch und – bei neuen Widmungen – mit verpflichtendem Anteil an geförderten Wohnungen. Bei besagtem Projekt ist dieser Aspekt nicht umsetzbar, da es auf einen Bebauungsplan aus dem Jahr 1996 zurückgreift". Einige Wohnviertel sind in Planung, geförderte Wohnungen wurden bisher bei einem Projekt am Westbahnhof fixiert. Kritiker der Bautätigkeit verweisen immer wieder auf Leerstände in der Stadt. Laut einer Studie sind mehr als 3500 Wohnungen im Stadtgebiet ungenützt, das sind sieben Prozent des Wohnbestandes.