Der Villacher Wirtschaftsmotor brummt. Seit Sonntag findet in der Draustadt mit dem Villacher Kirchtag das größte Volksfest Österreichs statt. Wenn das Wetter mitspielt, werden in der gesamten Kirchtagswoche heuer wieder mehr als 450.000 Besucher erwartet, die die Kassen in den mehr als 220 Marktständen klingeln lassen werden. Rund 300.000 Kirchtagssuppen, 190.000 Lebkuchenherzen und zwischen 300.000 und 400.000 Krüge Bier wandern in einer üblichen Kirchtagswoche über die Ladentische.
"Der Villacher Kirchtag ist eines der wichtigsten Events im Jahr und mit rund 50 Millionen Euro Wertschöpfung ein enormer Wirtschaftsfaktor", sagt Kirchtagsprojektleiter Johann Presslinger. Das Kirchtagsbudget für Musik, Abgaben und Co. beträgt heuer rund eine Million Euro. 11.000 Kilowatt Strom – so viel wie für 650 Einfamilienhäuser – sind nötig, um das rund 55.000 Quadratmeter große Kirchtagsgelände zu versorgen.
Die Strahlkraft von Österreichs größtem Brauchtumsfest weiß auch die Villacher Brauerei zu nutzen, die heuer den Kooperationsvertrag mit dem Villacher Kirchtag verlängert hat. Sie beliefert 120 Wirte mit rund 2000 Fässern Bier, 25.000 Leihkrügen und 1800 Volksfestgarnituren. "Der Villacher Kirchtag ist neben dem EC VSV und dem Villacher Fasching eine ganz wesentliche strategische Säule der Marke Villacher", sagt Marketingleiter Peter Peschel. Der hohen Anzahl an konsumierten Litern Bier steht allerdings ein massiver Logistikaufwand gegenüber. Mehrkosten durch erhöhte Rohstoffpreise und gestiegene Energiekosten belasten zusätzlich, können aber laut Peschel teilweise durch die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Brauerei kompensiert werden.
Mehr Zustrom bemerken die Trachtengeschäfte. "Der Anteil des Villacher Kirchtages an unserem Jahresumsatz beträgt etwa 20 Prozent", sagt Kultschneider Thomas Rettl. Er präsentiert heuer wieder eine eigene Kirchtagskollektion. Hubert Marko, der mit seinem Betrieb die Kirchtagsdekoration beisteuert, sagt: "Auch wir dürfen mitnaschen, indem wir Bühnengestecke, Anstecker und Laderbuschen herstellen. Rund zehn bis 15 Prozent des Umsatzes können wir in dieser Woche dem Kirchtag zuschreiben."
90 Prozent Auslastung
Aber auch andere Branchen sind längst auf den Kirchgtagszug aufgesprungen. "Neben Hotellerie und Gastronomie profitieren auch Handwerksbetriebe, Elektriker, Tischler, Schweißer, Frächter und Speditionen, weil ihre Dienste beim Auf- und Abbau des Kirchtagsgeländes benötigt werden", weiß WKO-Bezirksstellenleiter Bernhard Plasounig. Er verweist noch auf einen anderen wichtigen Effekt: "Mittlerweile veranstalten viele Betriebe ihre Schulungen und Sitzungen in der Kirchtagswoche und laden Lieferanten zum Kirchtag ein, was zusätzlich Nächtigungen bringt."
Apropos Nächtigungen: Die Auslastung in der Hotellerie beträgt laut Tourismusregionschef Georg Overs aktuell 90 Prozent: "Der Kirchtag ist touristisch relevant. Jeder Gast gibt durchschnittlich 120 bis 130 Euro pro Tag in der Region aus."