Binnen weniger Monate haben im Stadtgebiet von Villach vier Lebensmittelmärkte geschlossen: je ein Billa in Lind und der Italiener Straße, je ein Spar in Landskron und der St. Leonharder Straße. Ende Februar folgt ein weiterer Billa in der Neuen Heimat. Der Rewe-Konzern verweist hier auf umliegende Billa-Märkte: "Durch die Schließung unseres nicht mehr zeitgemäßen Marktes stellen wir den Betrieb unserer neuen Märkte in unmittelbarer Nähe sicher.“

Die Wogen in der Bevölkerung gehen hoch. In einem Großraum mit rund 15.000 Einwohnern – Gritschach, Vassach, Neulandskron, Lind und St. Leonhard – gibt es künftig nur noch zweieinhalb Nahversorger: einen Spar in der Treffner Straße sowie einen Spar und einen T&G-Markt in der Vassacher Straße:

Hat auch die Politik Schuld daran?

Selbstredend, dass dieses emotionale Thema auch politische Wellen schlägt. Bau- und Stadtplanungsreferent Harald Sobe (SPÖ) sieht darin ein "übles Spiel der großen Lebensmittelkonzerne. Es ist nicht akzeptabel, dass man lediglich große Einkaufszentren bedient, entlang einer zentralen Straße gleich mehrere neue Märkte eröffnet und dafür die Nahversorgung in den Stadtteilen vollkommen ausdünnt. Das werden wir uns nicht gefallen lassen.“

Stadtrat Gerald Dobernig (Erde) sieht aber auch Sobe und die SPÖ in der Verantwortung. "Schließungen sind das Ergebnis einer verheerenden Widmungspolitik. Die Ansiedlungen von Atrio, Neukauf, VEZ am Stadtrand – all das wurde doch von der SPÖ genehmigt. Für Menschen ohne Auto ist das eine Katastrophe. Sehr konkrete Vorschläge wie die Belebung von ,Stadtteil-Oasen‘ liegen auf dem Tisch, werden vom Stadtplanungsreferenten ignoriert.“

Sobe widerspricht: "Wir arbeiten mit Hochdruck am neuen Örtlichen Entwicklungskonzept. Da spielt die Ortsteilentwicklung eine wichtige Rolle. Die Filialstrategien von Milliardenkonzernen können wir leider nicht beeinflussen. Diese offensichtliche Neupositionierung der Lebensmittler wird dazu führen, dass wir als Stadt unser Verhalten bei aktuellen und künftigen Widmungsbegehren dieser Konzerne völlig neu überdenken werden.“

Für Erwin Baumann (FPÖ) ist die Situation befremdlich: "Früher bauten Spar und Billa nebeneinander. Jetzt kommt es zum großen Rückzug.“ Er sieht neben Stadt und Land auch die Wirtschaftskammer gefordert, "damit sich kleinere Betriebe mit mehr Arbeitsplätzen im Stadtkern ansiedeln können“.

Stadtrat Christian Pober (ÖVP) fordert von Rewe gesellschaftliche Verantwortung ein. "Ich werde mit der SPÖ sprechen, um eine Resolution einzubringen, die Nahversorgung in den Ortsteilen sicherzustellen.“

Veränderte Lebensgewohnheiten

Spar-Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann verweist auf veränderte Lebensgewohnheiten: "Oft ist es so, dass wir Märkte nicht weiterentwickeln können und so den modernen Konsumenten nicht mit Conveniencefood oder Veggie-Produkten zufrieden stellen können. Der moderne Konsument braucht große Märkte.“ Die Strategie von Spar: "Bestehende Märkte vergrößern, um keine neuen Flächen zu verbauen.“

Bei Hofer sind Kürzungen weder bei Öffnungszeiten noch Bediensteten ein Thema. Das Thema Widmungen lässt Hofer unkommentiert: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu politischen Themen nicht äußern. Sofern es zu gesetzlichen Änderungen kommt, werden wir diese bei künftigen Maßnahmen berücksichtigen.“