Seit Mitternacht stehen in ganz Österreich alle Züge still. Weil ihre Lohnverhandlungen am Wochenende gescheitert sind, haben die Eisenbahner einen österreichweiten Warnstreik ausgerufen. 25.000 ÖBB-Kundinnen und -Kunden, vor allem Pendler und Schüler, sind allein in Kärnten vom Warnstreik betroffen. 313 Züge im Nahverkehr, inklusive Autoschleuse Tauernbahn und 55 Züge im Fernverkehr von Kärnten aus oder nach Kärnten, verkehren nicht.
Auch am Villacher Hauptbahnhof herrscht Montagfrüh nahezu gespenstische Stille, wo normalerweise zum Wochenstart reges Treiben herrscht. Nur vereinzelt gehen Menschen in die Bahnhofsgeschäfte oder nutzen den Bahnhof als Durchgang, um vom Stadtteil Lind in die Innenstadt zu gelangen. Die Nachricht vom Streik ist also angekommen. Das zeigt auch, dass es kaum Fragen an das Infopersonal gibt.
Josef Dolezal aus Feldkirchen pendelt normalerweise mit dem Zug, dieses Mal ist er zwangsweise mit dem Bus zur Arbeit nach Villach gependelt, musste deshalb auch früher aufstehen. "Es macht mich nachdenklich, dass Konflikte, die man normalerweise am runden Tisch lösen sollte, zur Eskalation gebracht werden. Pendler und Pendlerinnen sind die Leidtragenden. Was passiert als Nächstes, werden wir wieder im Regen stehen gelassen?"
Auch Peter Köpp (siehe Video) schüttelt den Kopf: "Eigentlich wollte ich nach ein paar Tagen Urlaub in Kärnten wieder Richtung Deutschland fahren. Leider geht das nicht. Ich bin natürlich sauer, auch wenn ich verstehe, dass man in Zeiten wie diesen für mehr Lohn kämpft." Dennoch sieht er es sportlich und will einen zusätzlichen Urlaubstag in Kärnten genießen.
Normalerweise pendelt Alija Lulic, er absolviert eine Lehre zum Großhandelskaufmann, mit dem Zug zur Berufsschule nach Klagenfurt. Nicht an diesem Montag: "Die Schule ist wichtig und es ist nicht die schlaueste Idee, alle Züge ausfallen zu lassen. Man hätte sicher auch eine andere Lösung finden können."
Von einem schwierigen Tag spricht ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel (siehe Video): "Leider sind die Fronten verhärtet. Wir können uns nur bei den 25.000 Kunden, die in Kärnten täglich mit dem Zug unterwegs sind, entschuldigen und bereiten uns wieder darauf vor, dass wir den Regelbetrieb wieder aufnehmen können." Dieser soll um null Uhr wieder aufgenommen werden.
Während es am Hauptbahnhof ruhig blieb, kam es auf den Einfahrtsstraßen nach Villach zu Staubildungen im Frühverkehr. Probleme gab es vor allem im Bereich der Autobahnabfahrt Faaker See, in der Kärntner Straße, in der Tiroler Straße, in der Triester und in der Vassacher Straße.
Schüler blieben Unterricht fern
In Villachs Schulen blieben am Montag auch einige Schüler dem Unterricht fern. "531 von 1400 Schülern waren heute nicht anwesend", sagt HTL-Direktor Peter Kusstatscher. Für den Großteil davon gab es aber keinen geschenkten freien Tag, sondern Distance Learning.
Andreas Jandl