Gummi-Gummi, Fehlzündungen, Autorennen. Seit Jahren setzen die sogenannten inoffiziellen Tuningreffen weiten Teilen Kärntens zu. Massive Lärmbelästigungen sowie die Gefährdung von Leib und Leben waren die Folge. Land, Stadt und Bezirkshauptmannschaft Villach bemühen sich seit geraumer Zeit gemeinsam mit der Exekutive, Auswüchse der so genannten Tuningtreffen zu verhindern.
Am gestrigen Freitag zogen Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) und Villachs Stadtrat Gerald Dobernig (Verantwortung Erde) bei einer Info-Veranstaltung in Drobollach Bilanz für 2022: "Es ist noch viel zu tun. Es wird keine einfachen und schnellen Lösungen geben. Aber es wird besser."
Ein wichtiger Grund dafür wäre die Novelle des Kraftfahrzeuggesetzes, die Schuschnig vorangetrieben hat und für die er auch vom politischen Mitbewerb gelobt wurde. Nicht entsprechende Fahrzeuge konnten aufgrund der gesetzlich geschaffenen Basis bis zu 72 Stunden abgestellt werden. "Das hat uns in der Community starke Kritik eingebracht, was zeigt, dass wir relativ richtig gelegen sind", schlussfolgert Schuschnig, der noch weitere und strengere Maßnahmen ankündigt.
Versteigerung von Fahrzeugen wird möglich
"Eine Novelle der Straßenverkehrsordnung ist gerade in Vorbegutachtung in Wien, wo es um Details zur Beschlagnahme von Fahrzeugen geht", erzählt Schuschnig. Die Kennezeichenabnahme soll der Fall sein, wenn die Geschwindigkeit im Ortsgebiet um 60 km/h (also ab 110 statt 50) und außerorts um 70 km/h (also 140 statt 70) zu hoch ist. "Das kann dann soweit gehen, dass das Auto versteigert wird. Mit Geldstrafen sind wir nicht mehr weiter gekommen."
Das bestätigt auch Villachs Stadtpolizeikommandant Erich Londer: "Die Autofahrer zahlen das weg und hängen sich den Strafzettel als Trophäe in den Partykeller. Man erwischt sie nur beim Heiligtum Auto."
Anrainer fordern Einbahn-Regelung
Zustimmung kommt von den Anrainern, wenngleich für sie die Maßnahmen noch nicht ausreichen. Sie fordern eine Einbahn-Regelung rund um den See, zumindest aber in Egg - von Höhe KFZ Schiestl bis zum Billa. "Wir können es uns von Behördenseite ansehen", verspricht Schuschnig, hält aber fest: "So ehrlich müssen wir schon sein. Zu 100 Prozent lösen tut es das auch nicht. Verkehr ist wie Wasser. Er verschwindet nicht, sondern verlagert sich nur."
In die selbe Kerbe schlägt Dobernig: "Mit der Einbahn produzieren wir Umwegverkehr. Wir können Dinge aber nur Schritt für Schritt probieren. Wofür ich mich einsetzen werde, ist ein Einbahn-Testbetrieb, freitags und samstag für drei Monate."
Auch Bernd Riepan, Bezirkshauptmann der BH Villach, sieht eine Einbahn "hochgradig skeptisch. Sie gibt erst recht Anlass für Rasereien und Überholmanöver."
Gummi-Gummi-Platz als Lösung?
Die Raser auf einer eigenen sogenannten "Viertel-Meile-Strecke" zu kanalsieren, wurde ebenfalls zum Thema. Die Idee von Anrainern: "Ein eigene Rennstrecke, mit Eintritt und Tribüne, vor der sich sich die Fahrer feiern lassen können." Was vielleicht am ersten Blick interessant klingen mag, stellt sich in der Umsetzung schwierig da: "Mir fällt in Villach kein Platz ein, wo es möglich wäre", sagt Dobernig. "Und dass Bürgermeister kleiner Gemeinde aufzeigen und sagen: ,Kommt zu uns', kann ich mir nicht vorstellen." Ein weiteres Thema ist die Haftung: "Hier braucht es einen Veranstalter", erklärt Villachs Behördenleiter Alfred Winkler. Und ein solcher wird sich - wie bisher - nicht finden lassen.
Einen "Gummi, Gummi"-Platz gab's bereits in Reifnitz. "2001, mit Showacts, mit springenden Autos", erinnert sich Londer. "Wir dachten, es wird super funktionieren. Hat es nicht, es brachte keine Verbesserung. Was wir festgestellt hatten: Die Fahrer brauchen den Spaß mit der Polizei."