Aktuelle Immobiliendaten belegen Schwarz auf Weiß, was viele in Klagenfurt und Villach seit geraumer Zeit hart zu spüren bekommen. Eigentum ist zum Luxusgut geworden und im Zentralraum nur noch gut-verdienenden oder erbbegünstigten Menschen vorbehalten. Mit einer Preissteigerung von mehr als 20 Prozent in den vergangenen zwei Jahren liegen die Städte österreichweit mit an der Spitze und haben mit einem Quadratmeterpreis von bis zu 5000 Euro heuer sogar Graz überholt.

Wie kann das sein? Wie lässt es sich erklären, dass eine Wohnung in Klagenfurt oder Villach teurer ist als in der Studentenstadt Graz, die die Nase bisher klar vorne hatte? „Die Daten geben dafür eine klare Erklärung. In Klagenfurt und Villach gibt es einen klaren Überhang an Bauträgerwohnungen, die den Preis nach oben treiben“, sagt Andreas Millonig von „Immounited“.

Deutlich mehr Bauträgerwohnungen

Eine aktuelle Erhebung der Grundbuchexperten zeigt im Detail: Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Stadtwohnungen in Graz lag heuer (bis Oktober) bei 3386 Euro. Dieser setzt sich zusammen aus 4545 Euro für private Neubauten (vom Experten Bauträgerwohnung genannt) und 3042 Euro pro Quadratmeter für Gebrauchtwohnungen. In Klagenfurt liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei 3525 Euro (4664 Bauträgerwohnungen, 2801 Euro Gebrauchtwohnungen). Ein ähnliches Bild in Villach: Private Neubauten kosteten heuer im Schnitt 4683 Euro pro Quadratmeter, Gebrauchtwohnungen 3000 Euro. Daraus ergibt sich ein Durchschnittpreis von 3940 Euro für die Stadtwohnung.

„Nun ist entscheidend, wie viel aus welcher Preisklasse auf dem Markt ist und gekauft wird und hier haben wir in Klagenfurt und vor allem in Villach deutlich mehr Neubauanlagen“, führt Millonig aus. In Zahlen gegossen: In Klagenfurt wurden 31 und in Villach 58 Prozent sogenannter Bauträgerwohnungen gekauft, in Graz 28 Prozent. „Das heißt, mehr als die Hälfte der verkauften Stadtwohnungen wurde in Villach mit einem vergleichsweise hohen Quadratmeterpreis verkauft. Das treibt den Markt nach oben“, sagt Millonig.

Eines der luxuriösesten Projekte und seit Langem verkauft: „Q1 Wohnen“ an der Drau
Eines der luxuriösesten Projekte und seit Langem verkauft: „Q1 Wohnen“ an der Drau © Markus Traussnig

Bauträger verweisen auf hohe Kosten

Einer der führenden Bauträger in der Stadt Villach, Josef Willroider, spricht von einem Kostenzwang. „Es ist für uns auch kein Vergnügen, in Villach sind Baugründe aber sehr teuer und die Baukosten sind gestiegen“, sagt er. Immobilienmakler Christian Nageler erklärt die Bautätigkeit mit einer enormen Nachfrage. „Wir brauchen jeden Wohnraum, wenn es zu einer Knappheit kommt, wird der Preis weiter steigen“, ist er überzeugt. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Wohnraumstudie gibt ihm recht. Sie weist aus, dass die Nachfrage in Villach größer ist als das Angebot. Sie belegt aber auch, dass Villach mit sieben Prozent einen hohen Leerstand aufweist. Die Stadt fordert eine Leerstandsabgabe, um ungenützten Wohnraum auf den Markt zu bekommen. „Zugleich fordern wir bei privaten Projekten einen bestimmten gemeinnützigen Anteil“, sagt Stadtplanungsreferent Harald Sobe (SPÖ).

Einer der prominenten Bauträger in Klagenfurt, Riedergarten, spricht von „sehr starker Nachfrage“: „Wir können bei den Preisen nicht mehr günstiger bauen. Der wesentliche Unterschied zu Graz ist, dass dort verdichtet gebaut werden kann, so spart man Kosten“, sagt Geschäftsführer Bernd Rausch.

Die politischen Ansätze in der Landeshauptstadt sind ähnlich: „Wir lassen alles prüfen, wenn aber eine bestehende Baulandwidmung vorliegt, haben wir kaum Hebel. Wir wollen Widmungen künftig aber zeitlich befristen. Zugleich setzen wir uns für eine Leerstands- und Mobilisierungsabgabe und für mehr gemeinnützigen Wohnbau ein“, sagt die zuständige Stadtplanungsreferentin Stadträtin Corinna Smrecnik (SPÖ).

Kreditvorgaben und Zinsen zeigen erste Wirkung

Ein anderer Hebel sollen die neuen Kreditvorgaben und steigende Zinsen sein. Auf dem Immobilienmarkt zeigen sie erste Auswirkungen: „Wir spüren, dass sich die Nachfrage reduziert hat und Menschen stärker überlegen, ob sie sich etwas kaufen“, sagt Immobilienmakler Daniel Lobnik. Auch Banken spüren einen Rückgang. „Die neue Verordnung spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Die derzeit volatile politische Lage führt zu einer Verunsicherung, die sich auf alle Bereiche auswirkt“, sagt BKS-Vorstandsmitglied Nikolaus Juhász.