Ein Interview der Kleinen Zeitung mit Kelag-Vorstand Manfred Freitag sorgte bereits für breite und emotionale Debatten. Im Gespräch wies er den Vorwurf der FPÖ, die Kelag wolle den Strom um bis zu 500 Prozent anheben, klar zurück: "Da ist nichts dran", betonte Freitag in der Ausgabe vom 21. September.
Auf das Interview reagiert nun Unternehmerin Birgit Gschwenter, Leiterin der Südrast Dreiländerecke. Für sie handelt es sich um eine Aussage, auf die Freitag besser hätte verzichten sollen. "Die Kelag hat den Strom bereits um mehr als 500 Prozent angehoben", sagt sie und legt der Kleinen Zeitung die Abrechnungen der letzten Jahre bei. Diese zeigen eine Preisexplosion für das Hotel und Restaurant. Während die Stromkosten im August 2021 noch bei 6152,32 Euro gelegen sind, wurden heuer für denselben Zeitraum 36.670,35 Euro verrechnet. Das ergibt eine Steigerung von 596 Prozent. "Das wird bald gar nicht mehr zu stemmen sein. Man kann die Kosten über Getränke- und Speise-Preise nicht einmal im Entferntesten an den Gast weitergeben", sagt Gschwenter.
"Die Situation in der Wirtschaft ist alarmierend"
Die Unternehmerin ist mit solchen Kostensprüngen bei Weitem kein Einzelfall. Bei der Industriellenvereinigungen IV Kärnten mehren sich Anrufe aus der Wirtschaft. "Die Situation ist alarmierend und die Steigerungen teilweise noch viel drastischer. Wir haben Unternehmen, die zehnmal so viel bezahlen und es handelt sich nicht nur um Großkonzerne", sagt IV-Sprecher Gilbert Waldner. Die Folgen: "Das Investitionsbudget wird zurückgefahren, Produktionsverlagerungen in andere Länder in Erwägung gezogen. Für die Wettbewerbsfähigkeit ist das besorgniserregend", sagt Waldner.
Entwicklung für Unternehmer individuell
Die Kelag reagiert auf die konkrete Kritik und betont, dass sich die Aussage Freitags "auf die Preisentwicklung bei Haushaltskunden mit Standardprodukten bezogen hat". Nicht damit vergleichbar wäre die Situation bei Geschäfts- und Industriekunden. "Diese Kunden haben individuelle Preismodelle, die sich an ihren betrieblichen Erfordernissen und am Marktpreis orientieren. Je nach Ausgangspreisniveau und je nach Preismodell des Unternehmens sind die Stromkosten aufgrund der Marktpreisentwicklung seit dem vergangenen Jahr massiv gestiegen. Wir bitten höflich um Verständnis, dass wir allgemein antworten, weil wir zu einem einzelnen Kunden aus Datenschutzgründen nichts sagen dürfen", sagt Freitag. Für Privatkunden gelte weiter: "Es wird keine 500-prozentige-Erhöhung geben."
Für Unternehmer lassen die Aussagen wenig Raum für Optimismus, zumal die Preisentwicklung nicht vorhersehbar ist. Die IV präsentierte gestern gemeinsam mit der Wirtschaftskammer einen Forderkatalog: Entkoppelung vom Gas- und Strompreis, Ausweitung der finanziellen Mittel und die Anpassung der EU-Beihilfen.