Über Jahrzehnte zählte der Aichelberghof in Annenheim zu den Vorzeigebetrieben am Ossiacher See. Vor sechs Jahren wurde das seit 2014 brachliegende Hotel von Christian Hofer, Investor und Betreiber der "Kaiserhof"-Hotels in Kitzbühel und Wien, gekauft. Mit der Gemeinde Treffen, dem im Ort ansässigen Architekturbüro Trecolore und anderen Projektpartnern wurden Pläne erarbeitet, die 2020 präsentiert wurden. Im Vorjahr wurde der Aichelberghof geschleift, der Baustart für ein Vier-Sterne-Superior Hotel "Kaiserhof" damals für den Herbst 2021 angekündigt.
Davon ist aber noch immer nichts zu sehen, auf dem Areal wächst hohes Gras. Ironie birgt die dort aufgestellte Infotafel, die Einblicke in das geplante Projekt gibt. "Kaiserhof - küss die Hand am Ossiacher See", steht darauf. Dabei ist der Projektwerber selbst zum Handkuss gekommen. Zuerst wurde das Vorhaben von einem Anrainer beeinsprucht. Der Rechtsstreit, der bis zum Bundesverwaltungsgericht ging, endete erst im Frühjahr, verzögerte den Baustart und verursachte letztlich eine weitere Hürde. Die aktuell explodierenden Material- und Baukosten machen das Hotelprojekt deutlich teurer. "Wir sprechen von rund 20 Prozent, die Gesamtprojektkosten für den Hotelkomplex stiegen so auf aktuell 40 Millionen Euro", sagt Hermann Dorn vom Architekturbüro Trecolore. Noch im Frühjahr stand ein Beginn der Tiefbauarbeiten im Herbst im Raum. Ein Termin, der nicht halten wird.
Ein weiterer Punkt seien die Entwicklungen in der Ukraine und die mit dem Krieg verbundenen Lieferunsicherheiten. "Auch deshalb haben wir vor einiger Zeit entschieden, den Baustart auf 2023 zu verschieben. Aufgrund der aktuellen Lage ist es aber schwierig, etwas Konkretes zu sagen", sagt Hofer, der trotz der widrigen Begleiterscheinungen am Hotelprojekt festhalten will. Gerüchte über einen kompletten Projektstopp werden dementiert. "Viel mehr stimmt, dass wir uns damit beschäftigen, das Bauvorhaben weiter zu optimieren. Vor allem im Bereich Tiefbau gebe es Einsparungspotenzial. Das Hotel selbst soll unverändert bleiben", sagt Dorn, der von einer Bauzeit von etwa 20 Monaten ab Baubeginn ausgeht.
Der "Kaiserhof" soll – so die genehmigten Pläne – 93 Zimmer und Suiten bieten, ebenso ein Badehaus direkt am See. Auch ein Bereich mit öffentlicher Gastronomie ist geplant, ein ins Hotel integrierter Lift soll zudem eine barrierefreie Verbindung zur Kanzelbahn ermöglichen.
Treffens Bürgermeister Klaus Glanznig (SPÖ) ist von der Umsetzung des Projekts "mit Strahlkraft" weiter überzeugt. Fix scheint, dass die Gemeinde und die Tertius Beteiligungs GbmH, die für das Hotelprojekt verantwortlich ist, im November mit Baumaßnahmen im Bereich des Seeparks beginnen werden. Steganlage, Schiffsanlegestelle, Ufermauer und eine neue Seepromenade und sollen bis März des nächsten Jahres errichtet werden. Zudem wird die ehemalige und denkmalgeschützte ÖBB-Haltestelle im Seepark neu aufgebaut. "Die Ausschreibungen und Bauverfahren laufen", sagt Glanznig. Welche Auswirkungen die aktuelle Teuerung auf die Kostenhöhe für diese Vorhaben haben wird, lasse sich noch nicht abschätzen.
Weil im Zuge dieses Großprojekts auch Einbauten im Ossiacher See vorgesehen sind, müssen Ersatzflächen entstehen. So sollen ab Herbst im Bleistätter Moor neue Biotopbereiche geschaffen werden.
Andreas Jandl