Der Countdown läuft. In exakt 60 Tagen wird Bürgermeister Günther Albel den Bieranstich vornehmen und den 77. Villacher Kirchtag feierlich eröffnen. Vom feierlichen Kirchtagsgefühl ist in der Gastronomie aber noch wenig zu vernehmen. Einhelliger Tenor: "Es fehlt an Personal." Die Gründe sind mannigfaltig. Häufig gehört: "Die Villacher wollen auf ihrem Fest nicht arbeiten, sondern feiern."
"Wir würden 50 Mitarbeiter benötigen, haben derzeit aber erst 15", schildert Valentina Tosoni die Situation. Sie betreibt das Rathaus Café am Rathausplatz, hätte am Kirchtag zehn Zelte. "Wir haben noch keine Ahnung, wie wir es hinbekommen." Was auch teils an den Gehaltsforderungen liegt. Tosoni: "Eine Dame forderte beim Vorstellungsgespräch einen Stundenlohn von 25 Euro netto. Wie soll das bitte funktionieren?"
Gastro-Lücke am Hauptplatz
Eine Lücke klafft Stand heute am Hauptplatz. Der flächenmäßig größte Gastronom, "Josef", hat hier für heuer abgesagt. "Für große Veranstaltungen wird es immer schwieriger, nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch bei den Auflagen", meint Nico Reinthaler. "Wir haben lange mit uns gerungen. Es geht sich aber nicht mehr aus, mit einem Hintern auf zwei Kirchtagen zu tanzen." In den Stammbetrieben "Josef" und "Nicoletta" zählt die Kirchtagswoche zu den stärksten im Jahr. "Und für den Hauptplatz würden wir zusätzliche 60 Mitarbeiter brauchen." Für den Kirchtag zeichnet sich aber eine kleine Lösung ab: "Unseren Stand in der Ringmauergasse werden wir heuer fortführen."
Dass die Fläche am Hauptplatz leer bleiben wird, ist aber so gut wie ausgeschlossen. An Ersatz wird auf Hochtouren gearbeitet. Unterstützung kommt vom Stadtmarketing und dem Verein Villacher Kirchtag, wie Obfrau Gerda Sandriesser erklärt: "Wir haben eine Plattform, versuchen Gastronomen und Mitarbeiter zu vernetzen, kontaktieren Fachschulen." Sandriesser ist positiv gestimmt: "Alle freuen sich auf den Kirchtag. Wir werden ihn sehr gut hinbekommen."
Erst 50 von 100 Mitarbeitern
Überzeugt davon ist auch Miki Aleksic, seit 20 Jahren mit seinen Knusper-Hendln am Kirchtag vertreten. "So schwierig wie heuer war es noch nie. Ich brauche 100 Mitarbeiter, habe aktuell 50. Bisher habe ich aber alles geschafft. Bis zum Kirchtag werde ich auch das hinbekommen."
Worauf es hinauszulaufen scheint: Fehlt es an ausreichend Personal, werden die Leute auf Suppe und Getränk wohl länger warten müssen. Ein leiser Hilferuf aus der Gastronomie in Richtung Kirchtags-Mitarbeiter ist nicht zu überhören: "Bitte meldet euch bei uns, wir würden uns über Anfragen freuen."