"Riders ready, go!" Ein paar schnelle Schritte mit dem SUP-Board in den Händen, kurz niedergekniet, flink aufgestanden und schon wird kraftvoll losgepaddelt. So gestaltet sich das Startprozedere, mit dem sich Stand-up-Paddelprofis beim „Beach-Start“ in die Fluten und somit ins Wettkampfgeschehen stürzen.
Eine Hürde, an die man man beim allerersten Kontakt mit einem SUP-Brett, noch nicht denken mag. Wind und kleinere Wellen lassen das Herz pochen. Wie wird es wohl auf dem Brett, das immer mehr Menschen fasziniert? „Das haben andere auch geschafft", sagt einer, der es wissen muss. Christian Taucher, 16-facher österreichischer Meister im Stand-up-Paddeln, WM-Bronzemedaillen-Gewinner und Präsident des österreichischen SUP-Verbandes, stellt die Länge des Paddels ein, für Anfänger etwas länger als für Profis.
Los geht’s – knieend. „Jetzt versuche aufzustehen. Ein Bein da und eines dort, geh leicht in die Knie. Das Paddel musst du mit einer Hand oben am Griff, mit der anderen unten am Schaft einhalten“, lauten die Anweisungen. Die Umsetzung gelingt. Etwas wackelig, aber immerhin.
Das Paddel gleitet vorsichtig durchs Wasser. Wer will schon ins noch recht frische Wasser fallen. Die Paddelzüge werden selbstbewusster, der Abstand zum „rettenden“ Ufer größer. „Geschwindigkeit stabilisiert. Halte das Paddel senkrecht, greife es noch unten weiter an, geh noch mehr in die Knie, dann hast du mehr Kraft und Vortrieb“, so Taucher lachend. Und wie kommt man zurück zum Ufer? „Mit dem Crossbowturn kann man ganz leicht eine Kurve machen“, wird dem Anfänger gesagt. Von wegen leicht, aber letztlich gelingt auch das.
Wackeliges Rennboard
Am Ufer gibt es eine Überraschung. Mit einem knapp 4000 Euro teuren Rennboard aus Carbon geht es zurück ins Wasser. Kein Vergleich. Das Brett wackelt heftig, der erstmalige Sturz ins Wasser rückt bedrohlich nahe – und „gelingt“ auch nach ein paar Minuten. Ein zweites Mal beim – eingangs erwähnten – Startprozedere. Nach dem Motto: Riders ready, platsch.
Dennoch gibt es lobende Worte und Einblicke in die Stand-up-Paddelszene. „Mit dem SUP-Board bekommt eine Sicht von Gegenden, die man so noch nicht gesehen hat. Auf dem Wasser gibt es keinen Stress“, so Taucher. Zudem sei es ein Sport, der Koordination und Muskeltraining fördere sowie der Verletzungsprophylaxe diene.
500 Athleten in Österreich
Der SUP-Boom schlägt sich auch in Zahlen nieder. Allein im Vorjahr gingen rund 100.000 Boards in Österreich über den Ladentisch. Mit 500 Athleten (25 Prozent Frauen), die den SUP-Sport wettkampfmäßig ausüben, ist die Zahl überschaubar, aber steigend. Immerhin soll der SUP-Sport 2028 olympisch werden. Einsteigern rät Taucher: „Das Board sollte lange genug und gut aufgeblasen sein.“ Zudem solle man gegen den Wind losfahren. „Vor allem am Meer wird das unterschätzt und so mancher schafft es dann gegen den Wind nicht mehr so leicht ans Ufer.“ Die Sicherheit müsse über allem stehen.
Sein Können zeigt der 40-jährige Grazer übrigens mit weiteren – primär aus ganz Mitteleuropa kommenden – Athleten bei der SUP-Alps-Trophy vom 20. bis 22. Mai am Faaker See. Michael Sternig, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Villach, der das Projekt vorantrieb, rechnet an den drei Eventtagen mit 500 Teilnehmern und rund 2000 Besuchern: „Nahezu alle registrierten Teilnehmer reisen mit Familie an und bringen der Region Nächtigungen“ Das SUP-Festival soll auch einen Gegenpol zur Tuning-Szene bilden, die in diesen Tagen erneut die Gemüter rund um den Faaker See erregt.
Andreas Jandl