I bin es, des Kärntnerdirndl Kathi vom Bauernhof in Altfinkenstein. Das ist der allererste Satz auf Ihrer Homepage. Klingt ziemlich bodenständig.
Katharina Truppe: Ich glaube, das beschreibt mich so, wie ich bin. Wenn ich zu Hause vor die Türe gehe, bin ich in der Natur, sehe die Tiere, hab keine Autos vor der Nase. Ich bin eben einfach die Kathi vom Bauernhof.
Das heißt, Sie sind mit landwirtschaftlicher Arbeit aufgewachsen?
Genau. Ich hab schon als kleines Kind die Kühe in der Früh auf die Weide getrieben und wieder geholt. Ich bin immer zu Hause eingesetzt worden. Ich bin froh, auf einem Bauernhof aufgewachsen zu sein. Mit dem Bezug zu Tieren, zur Familie und zur Arbeit.
Helfen Sie auch heute noch mit?
Ja, immer wieder. Ich helfe auf dem Feld und auch am Melkstand kenne ich mich aus. Ich bin also überall einsetzbar.
Lernt man hier schon als Kind, dass man hart arbeiten muss, um erfolgreich sein zu können?
Bestimmt. Das habe ich von meinem Papa mitbekommen. Man muss arbeiten, um etwas zu erreichen. Ohne Arbeit lebt der Hof nicht. Das ist wie im Sport. Wenn ich nicht trainiere, dann wird’s eben nichts.
Was war das Besondere an Ihrer Kindheit? Sie haben hier eine Aussicht über den Faaker See, den Wörthersee, die Burg Finkenstein.
Wir sind einfach nur im Freien gewesen. Der Papa hat uns oft in den Wald geschickt, wir haben da schon ein paar Bäume zerstört, weil wir beim Bauen von Lagern Nägel hineingeschlagen haben. Es gab viele coole Erlebnisse.
Erlebnisse, die Ihre Familie den Gästen mit Urlaub am Zwanzgerhof ebenfalls bieten will?
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich unsere Gäste freuen, wenn sie als erstes in der Früh die Kuhglocken hören. Sie genießen die Ruhe, fahren oft gar nicht ins Tal und bleiben einfach nur am Hof. Es kommt immer wieder vor, dass Kinder bei uns zum ersten Mal Tiere angreifen, sogar bei Katzen kommt das vor. Für uns ist das selbstverständlich, aber es ist schön, das anderen auch zeigen zu können.
Nicht ganz so selbstverständlich ist die Gegenwart. Wie erleben Sie die Corona-Zeit?
Ich war eigentlich immer daheim. Ich habe ja das Glück, dass ich gleich mehrere Hausberge habe, da kann ich von zu Hause aus, einfach hinaufwandern und trainieren. Außerdem hatte ich mir in der Garage meiner Oma einen kleinen Fitnessbereich aufgebaut, mittlerweile trainiere ich aber wieder im Bundessportzentrum in Faak.
Waren Sie seit dem Abbruch der Saison schon wieder auf Skiern?
Noch nicht. Aber kommende Woche geht es in die Schweiz. Ich bin schon gespannt, wie das alles weitergeht.
Wie oft wurden Sie bisher auf Corona getestet?
Nur einmal, für ein Teambuilding in der Steiermark.
Hat sich Corona bei Ihnen auf die Sponsoren ausgewirkt?
Eigentlich nicht. Aber bei der einen oder anderen Kollegin schon. Mit meinem Kopfsponsor Kärntnermilch wurde gerade der Vertrag verlängert. Kärntnermilch - das passt zu mir.
Wie schätzen Sie die Lage für den nächsten Skiwinter ein?
Ich kann mir die Amerika-Rennen (sind immer im Dezember, Anm.) nur schwer vorstellen. Dass in Europa Rennen stattfinden werden, glaub ich aber schon. Vielleicht mit Maske am Lift. Ich hoffe, dass alles irgendwann wieder normal wird.
Welche Ziele gibt es?
Ich war ja im vorigen Winter schon zwei Mal auf dem Podest, natürlich will man da öfter hin. Die Gefühle, die man da erlebt, sind einfach unbeschreiblich. Und die Weltmeisterschaft ist natürlich auch ein Ziel.
Vor allem Mikaela Shiffrin dominiert die technischen Disziplinen. Hat man überhaupt eine Chance, dass man sie herankommt?
Es war letzten Winter schon besser. Vor allem im Riesentorlauf gab es mehrere Siegerinnen. Und es absolut ein Ziel von mir, gegen sie und Petra Vlhova im Slaom noch besser dagegenzuhalten.
Sie sind aktuell die erfolgreichste Skifahrerin in Kärnten, wie ist die Leidenschaft für den Sport entstanden?
Mein Papa und meine Tante waren oft mit mir unterwegs. Am Anfang hatte ich keine große Lust darauf. Erst in der Volksschule wurde es lustig. Wir waren oft auf der Baumgartnerhöhe. Ein Trainer hat mich angesprochen, ob ich Lust aufs Tore fahren hätte. Und das hat mir Spaß gemacht. Erst mit der Aufnahme in die Skihandelsschule wurde aus einem coolen Hobby professioneller Sport. Von dort an wollte ich immer mehr, auch weil ich das Gefühl hatte, es tatsächlich schaffen zu können.
Trotz sportlichem Ehrgeiz gelten Sie als Spaßkanone?
Ja, das stimmt wohl. Es geht eben leichter, wenn ich lache und Spaß habe. Aber im entscheidenden Moment kann ich mich sehr wohl auf die wesentlichen Dinge fokussieren. Beim Rennen bin ich nicht der Clown, aber warum soll man alles immer nur ernst nehmen. Das Leben kann so schön sein, das muss man genießen. Ich trinke auch ab und zu einmal ein Bier.
Was machen Sie, wenn Sie einmal nicht Skifahren?
Da treffe ich mich mit Freunden, ich bin aber auch gerne zu Hause, um während der Saison abzuschalten.
Welche privaten Träume gibt es?
Ich möchte einmal auf den Großglockner, aber das Wichtigste ist, glücklich und gesund zu sein.
Wie sehen die Pläne für die Zeit nach der Skikarriere aus?
Ich mache gerade die Ausbildung bei der Polizei, dann werde ich wohl irgendwann die Straßen hüten. Davor möchte ich auch noch ein bisschen reisen. Ein Monat in Thailand wäre schon ziemlich cool. Das geht während der Karriere nicht.
Andreas Jandl