So rasch wie von den beiden Angeklagten erhofft, war die Hauptverhandlung im Wahlkartenprozess dann doch nicht beendet. Nach drei Stunden Verhandlung vertagte Richterin Ute Lambauer das Verfahren wegen Amtsmissbrauch und falscher Beurkundung.
Zuvor wurden nochmals Geschehnisse und Rechtslage des 22. und 23. Mai 2016 analysiert, als es die erste Stichwahl zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer im Kampf um die Hofburg gab. Am Wahlsonntag um 17 Uhr begannen Beamte mit dem Öffnen, Sortieren und Zählen der 4600 Briefwahlkarten des Bezirks Villach Land. Bezirkshauptmann Bernd Riepan, eigentlich Wahlleiter, war an diesem Tag nicht im Haus. „Warum kommen Sie Ihrer Aufgabe nicht nach?“, will Hans-Peter Kronawetter von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wissen. „Weil meine Stellvertreterin anwesend war. Aber die Vorgänge waren nicht kausal für die Wahlaufhebung“, argumentiert Riepan. „Bis vielleicht 23 Uhr“, so erzählt die Wahhleiterstellvertreterin, habe man ausgezählt. „Es gab eine Ermächtigung, die ich von meinem Vorgänger übernommen habe. Mittlerweile übernehme ich keine einzige Sache mehr“, verteidigt sie das Vorgehen. Riepan legt in Richtung der Mitglieder der Bezirkswahlbehörde nach: „Sie alle waren eingeladen, bei der Auszählung dabei zu sein. Keiner ist dieser Einladung nachgekommen.“