Die ÖSV-Kombinierer haben bei der Nordischen Ski-WM in Lahti als Team Stärke bewiesen und die erhoffte Medaille erobert. Bernhard Gruber, Mario Seidl, Philipp Orter und Paul Gerstgraser holten am Sonntag nach je einem Sprung von der Normalschanze und der 4x5-km-Staffel Bronze. Deutschland jubelte mit 41,7 Sekunden Vorsprung auf Olympiasieger Norwegen über die erfolgreiche Titelverteidigung.
Bei den Österreichern war die Freude nach zwei "Nullnummern" in Falun und im Val di Fiemme (jeweils 5. Platz) trotz des enormen Rückstands von 1:03,7 Minuten auf die in diesem Winter alles dominierenden Deutschen groß. Denn nach dem vierten Platz im Springen war die Medaille bis zum Finish des Langlaufs nicht sicher.
Schlussläufer Gerstgraser hatte sich bei seinem überhaupt ersten WM-Einsatz im Duell um Bronze vom routinierten Japaner Akito Watabe erst im letzten Anstieg etwas abgesetzt. Völlig erschöpft sank der 21-Jährige im Ziel zu Boden, er hatte Watabe um 2,3 Sekunden distanziert.
"Ich habe gewusst, dass ich im langen Anstieg angreifen muss. Oben war ich so blau, ich habe mich nur noch irgendwie ins Ziel gerettet", sagte der Salzburger. Er hatte sich zu Beginn der Runde nicht gut gefühlt und gab zu, ein bisschen nervös gewesen zu sein.
Gruber: "Das war so spannend"
Bernhard Gruber und Mario Seidl hatten als beste Springer des Teams auf der Schanze nicht das Optimum herausgeholt, sie mussten nach ihrem Staffeleinsatz zittern, ob die stärkeren Läufer Orter und Gerstgraser das Edelmetall sichern würden. "Das war ein Wahnsinn, so spannend", erklärte Gruber. "Es war auf der Schanze nicht einfach. Aber was Paul am Schluss angeboten hat, war von feinster Klinge."
Orter hatte zuvor im Finish sechs Sekunden Vorsprung auf Japan herausgeholt, der Kärntner jubelte mit seinen Kollegen über die Medaille. "Das ist unglaublich. Wir haben gewusst, dass es nicht einfach wird, im Springen ist noch nicht alles nach Wunsch gelaufen. Wir haben uns davon aber nicht beirren lassen", sagte der Trainingspartner von Gerstgraser in der Ramsauer Gruppe von ÖSV-Trainer Günter Chromecek.
Seidl: "Eine Achterbahnfahrt der Gefühle"
Für Seidl war es eine "Achterbahnfahrt der Gefühle". Wie im Einzelbewerb war er auch in der Teamkonkurrenz mit seinem Sprung unzufrieden. In der Loipe lieferte der Salzburger aber eine gute Leistung ab, auch wenn der Norweger Mikko Kokslien als stärkerer Läufer nicht zu halten war und schon früh den Weg zu Silber ebnete.
Gruber erwies sich einmal mehr als ein Muster an Beständigkeit. Auch bei seinem sechsten Großereignis in Folge sicherte sich der 34-jährige Gasteiner Edelmetall, er hält vor den restlichen zwei WM-Bewerben am Mittwoch und Freitag bei neun Stück, sechs davon bei Weltmeisterschaften (3-2-1). Orter sowie die Debütanten Seidl und Gerstgraser durften hingegen erstmals jubeln. Der 21-jährige Gerstgraser erhielt sogar gleich bei seinem ersten WM-Einsatz Edelmetall.
Kircheisen freut sich über seine Gold-Premiere
Eine Premiere war es auch für Björn Kircheisen. Nach achtmal Silber und dreimal Bronze gab es für den 33-Jährigen erstmals Gold. Zudem überholte er mit dem zwölften WM-Edelmetall den Salzburger Felix Gottwald als bisher eifrigsten Medaillensammler. "Ich kämpfe seit 2002, ich kann es noch gar nicht begreifen", meinte der Senior des DSV-Teams.
Seine Kollegen Eric Frenzel, Johannes Rydzek und Fabian Rießle hatten schon in Falun 2015 Gold geholt. Schon im Springen hatten sie mit 44 Sekunden Vorsprung auf Japan den Solo-Lauf zum neuerlichen Titel vorbereitet. Die Norweger skateten vom fünften Sprung-Rang zu Silber, die Österreicher überholten die auf der Schanze jeweils 21 Sekunden voranliegenden Japaner und Franzosen.