Wenn Elisabeth Brunner mit Hund Mira durch die Villacher Innenstadt geht, werden an allen Ecken Erinnerungen wach. Die 74-Jährige ist ein Urgestein unter den Geschäftsleuten und dabei kein bisschen müde. „Die Zeit ist so verflogen, ich hätte mir ja nie gedacht, dass ich das 50 Jahre machen werde, aber es war mir Tag für Tag eine Freude, Menschen einzukleiden“, sagt die Betreiberin von „Lisi‘s Boutique“ am Oberen Kirchenplatz.

Mit ihrer Historie von fünf Jahrzehnten kennt sie das Treiben im Stadtkern in- und auswendig – und will dabei keinesfalls alles schlecht reden, auch wenn der Gegenwind für den stationären Handel mit den Jahren rauer wurde. „Ja, es hat sich viel verändert. Das Kaufverhalten, die Kunden, ihr Zugang zu Qualität und das Angebot in der Stadt. Aber es gibt Leute, die Beratung und hochwertige Mode schätzen“, sagt sie. Vor einigen Jahren wäre die Stadt außerdem deutlich schlechter besucht gewesen und die Händler hätten es „schwerer gehabt“: „Das Stadtmarketing tut sehr viel, damit die Stadt attraktiv ist, das zieht Touristen an“, sagt die Veldnerin. Touristen und Stammgäste sind die Klientel, die Brunners Geschäft sichert. „Viele kommen, freuen sich über die Details und finden etwas, das macht mich glücklich. Ich bin aber auch in der komfortablen Lage, dass ich Pension beziehe und von meinem Geschäft nicht mehr leben muss“, sagt sie.

Hund Mira ist die treue Wegbegleiterin der Unternehmerin
Hund Mira ist die treue Wegbegleiterin der Unternehmerin © KLZ/Weichselbraun

Ist es überhaupt noch möglich, von einer Boutique zu leben? „Ist es, aber es bedarf eines enormen Einsatzes und großer Leidenschaft. Ich beziehe meine gesamte Mode von einer italienischen Kette, bei der ich auch ohne Minusgeschäft retournieren kann. Wenn dieses Sicherheitsnetz fehlt, ist das Wirtschaften eine enorme Herausforderung“, sagt die zweifache Mutter und Großmutter, deren Karriere im Jahr 1974 in der Lederergasse begann. „Mein Großvater ist damals durch die Stadt spaziert und hat das Geschäft entdeckt, ich habe es mir angesehen und mit 24 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt“.

Die Boutique findet sich in bester Lage in der Innenstadt
Die Boutique findet sich in bester Lage in der Innenstadt © Weichselbraun

Der Schritt kam für die „Hubertushof-Tochter“ überraschend, eine Ausbildung im Bereich Handel gab es nie. „Ich habe im Betrieb zuhause in Velden mitgeholfen und war dann im Ausland, wo meine Liebe zur Mode geweckt wurde“. Nach 20 Jahren in der Lederergasse hätte sich die Straße aber verändert. „Die vielen Handwerksgeschäfte wanderten ab, die Lokale kamen und die Frequenz am Tag ist gesunken, also bin ich heraufgezogen“, erzählt sie. Zusammen mit Fritz Werner (Lotto Toto) begann der neue Abschnitt in der aktuellen Boutique. „Das war ein Wahnsinn, wenn es einen Jackpot gab, sind die Leute den Hauptplatz hinunter angestanden“, erinnert sie sich. Die Jahre waren begleitet von Neonfarben, Schlaghosen, Glitzerblusen. „Ich habe alle Trends mitgemacht, die Mode ist viel ruhiger und schlichter geworden“, sagt Brunner. Das Feuer in ihr brennt auch nach fünf Jahrzehnten wie am ersten Tag und die Ideen gehen nicht aus: „Ein Concept-Store wäre etwas Tolles für Villach!“

Neben der Mode und Hund Mira gibt es Lebensgefährten Stefano, die Liebe zum Motorradfahren und zu guter Küche. „Mir wird nicht fad, aber ich sehe auch keinen Grund, mit der Boutique aufzuhören“. Das „50-Jährige“ wird morgen ausgiebig gefeiert, „denn noch einmal 50 Jahre werden es wohl nicht werden“.