Der Kriminalfall klingt spektakulär und der Schaden ist vermutlich enorm. Beim Halbleiterhersteller Infineon in Villach wurden Ende September Arbeitskräfte einer Fremdfirma wegen des Verdachts des schweren Diebstahls festgenommen. Wie der Konzern bestätigt, sollen Goldabfälle, die für die Herstellung von Mikrochips verwendet werden, gestohlen worden sein. Über welchen Zeitraum dies erfolgt ist und wie hoch der Schaden für die Infineon ist, wird nicht kommuniziert „Ich kann bestätigen, dass gegen Mitarbeiter einer Fremdfirma wegen Diebstahls ermittelt wird. Es handelt sich um für das Recycling bestimmte Goldabfälle aus der Produktion. Wir bitten um Verständnis, dass wir aufgrund der laufenden Ermittlungen derzeit keine weiteren Details nennen können“, teilt Alexandra Wachschütz, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns, mit.

Millionenschwerer Schaden vermutet

Auch Gerüchte, wonach sich der Diebstahl über Jahre und der Schaden auf zehn bis 15 Millionen Euro erstrecken soll, bestätigt Wachschütz nicht. Interne Abläufe und Arbeitsweisen werden evaluiert und zur Sicherstellung der Ermittlungen ebenso nicht ausgeführt.

Im Herstellungsprozess in der Halbleiterbranche werden diverse Edelmetalle verarbeitet, darunter befindet sich auch Gold, das zur Beschichtung der Wafer verwendet wird. Laut einem Branchenkenner gibt es bei jedem dieser Prozesse eine minimale Menge an Abfallresten. Diese sollen entwendet worden sein. Sollte der Schaden tatsächlich Millionen Euro betragen, dürfte sich der Diebstahl über einen langen Zeitraum erstreckt haben. In die Halbleiterproduktion sind mehrere externe Firmen involviert.

Polizei bestätigt Diebstahl

Die Polizei Kärnten bestätigt die Ermittlungen, obwohl die Infineon aus Datenschutzgründen nicht namentlich genannt wird. „Fakt ist, dass wir zwei Personen festgenommen haben, weil sie im Verdacht stehen, über einen längeren Zeitraum wertvolle Abfallprodukte gestohlen zu haben“, sagt Rainer Dionisio, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei. Die mutmaßlichen Täter wurden direkt vor Ort festgenommen. Die Schadenshöhe ist der Polizei nicht bekannt, auch in Ermittlungskreisen ist aber von hohen Geldbeträgen die Rede. „So einen Fall kenne ich aus meiner bisherigen Tätigkeit nicht“, sagt Dionisio abschließend.

Dritte Person festgenommen

Der Skandal, in dem das Halbleiterunternehmen geschädigt wurde, scheint sich auszubreiten. Wie Freitagnachmittag bekannt wurde, gelang es der Polizei auch eine dritte Person festzunehmen.