Chiara Lamacchia (7) wächst mit ihrer Familie, Mutter Giorgia Compagnini Rota und Vater Cosimo Lamacchia sowie den Geschwistern Pietro (4) und Gemma (2) in Landskron auf. Dort besucht sie die Volksschule 7, kommt im September in die zweite Klasse. Neben Schokolade liebt die Siebenjährige noch etwas anderes: das Balletttanzen.
Seit zwei Jahren dabei
Zum Tanzen kam Chiara vor zwei Jahren, nachdem die Familie eine weniger schöne Erfahrung mit einer Schischule gemacht hatte. „Im Winter vor zwei Jahren wollte Chiara das Schifahren lernen, jedoch wollte die Schischule Chiara nicht ohne uns Eltern mitmachen lassen“, erzählt die Mutter. Es hieß, erzählt sie weiter, man könne mit Chiara nicht kommunizieren, und das, obwohl sie neben Italienisch, auch perfekt Deutsch spricht. Eine herbe Enttäuschung für die Familie: „Es tat weh, dass Chiara aufgrund ihrer Beeinträchtigung abgelehnt wurde.“
Kurz darauf hatte eine Freundin der Familie, deren Tochter die Ballettschule „Das Ballett“ von Valentina Madritsch in Villach besuchte, die Idee, dass Chiara Ballett ausprobieren könnte. „Zuvor hatten wir ein wenig Angst, ob Chiara vielleicht wieder abgelehnt werden würde“, erzählt Compagnini Rota. Doch die Befürchtungen waren unbegründet: „Chiara wurde mit offenen Armen empfangen und von Anfang an perfekt integriert.“
Prüfung fand im Juni statt
In der Ballettschule „Das Ballett“ wird nach der englischen Methode der Royal Academy of Dance Group (kurz RAD) in London unterrichtet. Die RAD bietet pädagogische Leitlinien für den Unterricht in klassischem Ballett und Ballettkurse an und nimmt Prüfungen für Ballettschüler und -lehrer ab. Sie ist mit knapp 13.000 Mitgliedern die weltweit größte Organisation dieser Art.
Im Juni dieses Jahres reiste eine Prüferin aus London nach Österreich, um Prüfungen aus verschiedensten Schwierigkeitsgraden an den zertifizierten Schulen im Land abzunehmen. Darunter auch in der Ballettschule von Madritsch.
„Chiara hat die Prüfung ‚Pre Primary Class‘ als erstes Mädchen mit dem Down-Syndrom in ganz Österreich bestanden“, erzählen Madritsch und die Familie Compagnini Rota-Lamacchia stolz.
Familie wünscht sich mehr Offenheit und Akzeptanz
Für Chiara und ihre Familie steht fest, dass die Siebenjährige mit dem Ballett weitermachen wird, „solange es ihr Spaß macht.“ Giorgia Compagnini Rota will mit Chiaras Erfolg vor allem aufzeigen, dass auch Kinder mit einer Behinderung alles schaffen können, was sie sich vornehmen, und anderen Familien Hoffnung geben: „Es ist wichtig, zu jeder Zeit über alle Beeinträchtigungen zu sprechen und sie im Alltag sichtbarer zu machen, nicht nur an speziellen Tagen“, sagt sie und weiter: „Wir wünschen uns, dass Chiara und alle Kinder mit Beeinträchtigungen einfach alles machen und ausprobieren können, was sie wollen.“ Dazu gehört auch, die Schule wie andere Kinder besuchen zu dürfen oder ein Studium zu absolvieren. Beides ist in Österreich nicht möglich, denn Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf beziehungsweise Kinder mit Behinderung dürfen laut der österreichischen Gesetzeslage nur zehn Schuljahre absolvieren. Ein elftes und zwölftes Schuljahr sind bewilligungspflichtig und werden in vielen Fällen nicht genehmigt.