Veldener Anrainer und Unternehmer können sich dieser Tage richtig in Rage reden, um doch auf einen Nenner zu kommen: „Es ist gut, dass der Bürgermeister endlich durchgreift. Zu lange haben sich die Reichen alles gesichert und die öffentliche Hand oder der Tourismus haben nichts davon“, fasst ein Pensionist beim Vormittagscafé den Tenor zusammen. Er sitzt auf der Terrasse eines Lokals, das sich in unmittelbarer Nähe zum aktuell strittigsten Haus am See befindet. Einem vermeintlichen Schwarzbau, der nach einer Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts abgerissen werden muss, weil er über Jahre nicht widmungskonform genutzt wurde.
Deutsche Medien mit Blick auf Velden
In dem Haus, in dem sich Eigentümer aus Wien, Salzburg, Deutschland oder Kitzbühel eine Anlegerwohnung gesichert haben, wohnt auch Musiker Andreas Gabalier, der das am Wörthersee gängige Szenario von kalten Betten österreichweit und auch bei den deutschen Nachbarn zum Thema werden ließ. Renommierte Magazine, oder aber Klatschzeitungen, waren an Fotos der Kleinen Zeitung vom „Gabalier-Penthouse“ interessiert. Einer der Urheber fand Anlass zu träumen: „Nicht auszudenken, wäre er da auf dem Balkon gestanden. Gar nicht auszudenken, wäre es seine Schwägerin in spe, Melissa Naschenweng gewesen.“ Ein wenig Gossip und Humor als Ablenkung von einem ernsten Thema, das vor allem am Wörthersee über Jahrzehnte ignoriert wurde: die Privatisierung des Seeufers. Kaum eine Fläche am touristischen Aushängeschild ist jedermann zu jeder Zeit begehbar. Die Politik versucht, mit Auflagen nachzuschärfen, freie Seezugänge zu schaffen. Alles, was getan wird, ist maximal ein Trostpflaster, denn die Vielzahl an Gründen ist verkauft und verbaut.
Wie auch an der Adresse Seecorso 52. Es war der langjährige Kommunalpolitiker und Unternehmer Wolfgang Schmalzl, der vor rund zehn Jahren auf die Idee gekommen ist, angrenzend an seine Marina eine Art Hotelanlage zu errichten. „Ich erinnere mich. Das war schon damals ein Wahnsinns-Projekt. Niemand hätte gedacht, dass der Gemeinderat das durchwinkt. Das waren kalte Betten mit Ansage“, erinnert sich eine Unternehmerin im Ort. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen: „Zu viele haben hier zu viel Einfluss, da verbrenne ich mir nicht die Finger“. Ein Gastronom zieht Parallelen zur Causa Hans Tilly und der noch immer offenen Zukunft seines vermeintlichen Schwarzbaus auf Walterskirchen, mitten im Natura-2000-Gebiet. „Seit mehr als zehn Jahren soll diese Villa abgerissen werden und nichts passiert“. Der Puls des Unternehmers fährt hoch und er fragt, was sich viele fragen: „Glauben Sie den wirklich, dass solche Objekte irgendwann abgerissen werden?“
Aber um Glauben, geht es lange nicht mehr. Seit 2021 prüft die Gemeinde, mehrere Bescheide und Gutachten liegen auf. „Allesamt haben uns gezeigt, dass hier nicht einmal die geringsten Auflagen erfüllt wurden“, sagt der Veldener Bürgermeister Ferdinand Vouk (SPÖ). Von allen See-Bürgermeistern handelt er beim Thema Widmungen und Zweitwohnsitze aktuell am offensivsten, war es doch Velden, wo als Erstes ein Baustopp am See erlassen wurde und Widmungsauflagen seither streng kontrolliert werden. „Wir prüfen weiter und lassen uns nicht an der Nase herumführen“, sagt Vouk. Zugleich war er es, der den Bau 2014 genehmigt hat. „Der Gemeinderat hat lange diskutiert. Unter Bedingung wurde dann die Freigabe erteilt“, ergänzt Amtsleiter Helmut Kusternik. Die Auflagen: 2300 touristische Nächtigungen pro Jahr und eine Serviceeinheit, sprich ein Café zur Gästeverpflegung, im Objekt. Weder das eine noch das andere soll die Betreibergesellschaft (Marina Village Schmalzl Gmbh) erfüllt haben, was nun zum Abbruchbescheid führte.
Umfrage: Was sagt man in Velden zum möglichen Abriss?
Wie realistisch ist es aber, dass die „Marina Village Schmalzl Gmbh“ den Bau tatsächlich abreißen muss? Albert Kreiner, Leiter der Abteilung 7 bei der Landesregierung, verweist auf Möglichkeiten, den Schritt zu verhindern. „Wenn mit einem vernünftigen Betriebskonzept um baurechtliche Änderungsbewilligung angesucht, oder das ursprüngliche Betriebskonzept hergestellt wird, muss nicht abgebrochen werden“, sagt er. Im konkreten Fall ist eine Herstellung des Ursprungskonzeptes allerdings komplex, da dieses keine Parifizierung in Wohnungseinheiten vorsieht. „Demnach braucht es jetzt ein betriebswirtschaftliches Gesamtkonzept. Das heißt, alle Wohnungen müssen auf dem Markt angeboten werden. Es reicht nicht aus, dass ein Eigentümer sagt, ich biete die Wohnungen auf ‚Airbnb‘ an, und ein anderer, er habe keine Interessenten“, führt Kreiner aus.
Das Ursprungskonzept geht zudem von 2000 bis 2500 touristischen Nächtigungen, Mitarbeiterinnen im Hotelbetrieb, einem Café oder einem Waschraum aus. Bis 30. April 2025 haben Betreibergesellschaft und Gemeinde nun längstens Zeit, um eine Einigung zu erzielen. Wobei, wie ernst muss man solche Fristen nehmen, wieder mit Blick auf die Causa Tilly? „Wenn es einen Abbruchbescheid gibt, liegt der Handlungsbedarf bei der Gemeinde und Behördenorgane sind aufgefordert, auf Basis der Gesetze zu entscheiden. Das ist ihnen auch anzusinnen“, sagt Kreiner. In Velden hat Bürgermeister Vouk durch die aktive Prüfung gezeigt, dass er illegale Nutzungen unterbinden will. In Krumpendorf hüllt sich Bürgermeister Gernot Bürger weiter in Schweigen: „Kein Kommentar“, heißt es aus dem Gemeindeamt. Keine Konsequenzen dürfte dies für die Villa im Natura-2000-Gebiet bedeuten.