Rund 300.0000 Hektoliter Bier wurden in den Hallen der 160 Jahre alten Villacher Brauerei in den 90er-Jahren pro Jahr im Schnitt gebraut. Das Volumen reduzierte sich sukzessive und ist inzwischen bei 130.000 Hektoliter angekommen. Auch diese Menge wird sich noch weiter reduzieren, denn wie die Brau Union als Eigentümerin bekannt gab, soll aus der Villacher Brauerei eine Kleinbrauerei werden. In den kommenden Monaten soll sich entscheiden, wie es mit Mitarbeiterinnen und Arbeitern und dem Firmenareal weitergeht, Fakt ist aber, dass sich die Braumenge auf rund 7000 Hektoliter reduzieren soll.

Auch auf Kundenseite fallen Entscheidungen. Die Entwicklung von Villacher Bier und die kürzlich kommunizierte Brauverlagerung nach Puntigam kommen bei langjährigen Abnehmern wie Gastronomen oder Sportvereinen in Villach nicht gut an. Nachdem bereits der Villacher Kirchtag laut darüber nachgedacht hat, das Villacher beim größten Brauchtumsfest in Österreich nicht mehr als exklusiven Partner zu führen, sollen dies auch andere tun. Die Brau Union verweist auf noch fehlende Zahlen zu Marktanteilen, „will aber jeden Kunden versuchen, zu halten“, wie es heißt. Die Privatbrauerei Hirt scheint hingegen einen Aufschwung zu spüren. „Die positive Resonanz und der Zuwachs an Neukunden, die von Villacher zu uns wechseln, sind für uns eine Bestätigung, dass wir mit unserem Fokus auf Qualität und Unabhängigkeit genau richtig liegen. Wir freuen uns über das Vertrauen, das die Kunden in uns, als einzig verbliebene mittelständische Privatbrauerei Kärntens, setzen“, sagt Eigentümer Nikolaus Riegler. Zahlen zu Neukunden werden nicht genannt, logistisch wäre man durch den jüngsten Ausbau aber gewappnet. Riegler: „Unsere neue Lager- und Logistikhalle garantiert, dass wir auch bei einem Kundenzuwachs weiterhin bestes Service und höchste Qualität bieten. Wir können ein Wachstum gut meistern und unseren Ruf als zuverlässiger Partner weiterhin gerecht werden.“

Hirter Geschäftsführer Nikolaus Riegler kann sich über Aufschwung freuen
Hirter Geschäftsführer Nikolaus Riegler kann sich über Aufschwung freuen © Markus Traussnig

„Marke wird rücksichtslos an die Wand gefahren“

Einer der sich nach Jahrzehnten gegen das Villacher entscheiden hat, ist Herwig Zollner vom Hotel und Restaurant Zollner in Gödersdorf. Über Jahrzehnte wurde im Gastronomiebetrieb das beliebte Mischbier „Villacher Franziskaner“ gezapft. „Das Bier war bei uns vor allem bei Einheimischen sehr beliebt, da wir einer der wenigen Betriebe waren, die offenes Dunkles vom Fass gezapft haben. Im vergangenem Herbst wurde das Villacher Dunkel kurzerhand alternativlos nicht mehr eingebraut. Dies kam für unsere Gäste und für uns sehr überraschend. Die Suche nach einer heimischen Alternative brachte uns zur Privatbrauerei Hirt die das „1270ger“ anbietet. Nach gemeinsamen Verkostungen mit den Gästen haben wir beschlossen die Brauerei zu wechseln, was auch gut durchdacht wurde“ sagt Zollner. Der Wechsel einer Biermarke ist vor allem in Traditionsgasthäusern ein sensibler Prozess und keiner, den Gastronomen jährlich vollziehen.

Auch umgestiegen sein soll das Tenniscenter Antonitsch in Annenheim. Überlegungen zu wechseln, tätigt der Fußballclub SV Falle Maria Gail/Tschinowitsch. „Es ist nicht mehr, was es war. Aber wir warten mit der Entscheidung noch, weil ein Wechsel auch die Innendienstler treffen würde und sie können nichts dafür“, sagt Vereinsobmann Harald Uggowitzer.

Die Villacher Brauerei soll zur Kleinbrauerei werden, das Brauvolumen reduziert sich von 300.000 Hektoliter auf rund 7000 Hektoliter
Die Villacher Brauerei soll zur Kleinbrauerei werden, das Brauvolumen reduziert sich von 300.000 Hektoliter auf rund 7000 Hektoliter © Weichselbraun

VSV und VAS weiter mit Villacher

Dem Villacher erhalten bleiben, will mit dem VSV ein Großkunde. „Wir bleiben beim Villacher, das ist das regionale Bier, das wir schon ewig haben“, sagt Geschäftsführer Martin Winkler. Auch beim Villacher Arbeitersportverein (VAS) will man am Villacher festhalten. „Wir haben keinen aufrechten Vertag, sind aber seit Jahren Kunde und mit dem Bier zufrieden“, heißt es aus dem Tennisstüberl. Gesichert ein Villacher geben wird es natürlich auch im Brauhof. Das Traditionsgasthaus gehört zur Brauerei und „verzapft“ laut Geschäftsführer Harald Hicks jährlich rund 300 Hektoliter.

Im Brauhof Villach wird selbsterklärend Villacher gezapft
Im Brauhof Villach wird selbsterklärend Villacher gezapft © Weichselbraun Helmuth

Nur Hirter am Kirchtag „unwahrscheinlich“

Welches Bier wird es nun aber am Villacher Kirchtag geben? Der Kirchtagsverein hat dazu noch nichts kommuniziert. Seitens der Privatbrauerei Hirt heißt es: „Es ist unwahrscheinlich, dass der Villacher Kirchtag ausschließlich mit Hirter Bier stattfinden wird. Wir freuen uns auf Gespräche mit den Verantwortlichen und leisten gerne unseren Beitrag, für ein gelungenes Fest. Es sollte die gesamte Kärntner Biervielfalt in das Programm integriert und jedem eine Chance gegeben werden.“