Haushalt, Ehemann, zwei Kinder und eine Lehre zur Friseurin. Das alles hat Ulrike Hofer (38) aus Villach unter einen Hut zu bringen. Vor mehr als zwei Jahren entschied sich die gelernte Köchin, ihr Berufsleben umzukrempeln. „Ich habe im Service und als Köchin gearbeitet. Die Arbeit am Wochenende und am Abend konnte ich nicht mehr mit meinem Familienleben vereinbaren“, sagt Hofer. Angefangen hat das Interesse und die Leidenschaft zur Friseurin zu Hause: „Meiner Tochter habe ich oft Haare geflochten und Frisuren ausprobiert. Das hat mir Spaß gemacht.“ So entschied sie auf eigener Faust – und auch aus eigener Tasche – Kurse an einer Friseurschule zu machen, um einerseits ihr Handwerk für den privaten Gebrauch zu stärken und andererseits die Freude an dem Fachgebiet zu entdecken. Durch die Kärntner Arbeiterstiftung konnte sie dann ihren Wunsch, Friseurin zu werden, nachgehen.
Von der Küche ins Friseurstudio
Nochmal eine Lehre in dem Alter und mit zwei Kindern, eines ist neun, das andere 15 Jahre alt, zu beginnen? „Bewundernswert. Wer diesen Weg einschlägt, beweist für mich Ehrgeiz und hat meinen vollsten Respekt. Das war auch der Grund, warum ich sie damals eingestellt habe“, sagt Silvia Katzdobler vom Stylingstudio Katzdobler in der Lederergasse. Durch ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet kann Katzdobler einiges an Einsicht bieten: „Manchmal fehlt es den jüngeren Generationen an Ehrgeiz. Wenn jemand in seinen Dreißigern von sich aus entscheidet, eine Lehre mit 40 Wochenstunden und Berufsschule – zehn Wochen am Stück von früh bis spät – zu absolvieren, dann zeigt das für mich echten Ernst und Engagement. In einer Welt, in der wir alle so verplant sind und kaum Zeit haben, hat Frau Hofer bewiesen, dass sie es schaffen kann, und das sogar mit Bestleistungen.“
Noch in diesem Jahr macht Hofer ihre Abschlussprüfungen, ihr Handwerk – am liebsten sind ihr die feinen Arbeiten, wie flechten oder Strähnen machen – hat sie bei Katzdobler präzisieren können. „Wir arbeiten hier in einem kleinen, aber feinen Studio, mit ganz viel Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung. Ich fühle mich wirklich glücklich und dankbar, hier arbeiten zu können“, weiß Hofer. Ihren Erfolg verdanke sie auch dem starken Zusammenhalt ihrer Familie und ihrem Entschluss, noch einmal eine Lehre zu beginnen. Denn: „Egal in welchem Alter – wenn man wirklich etwas Neues ausprobieren möchte, dann kann man das auch schaffen.“
„Keine KI kann unseren Beruf ersetzen“
Das Fachgebiet sei ständig im Wandel. Alte Trends blühen wieder auf, neue kommen dazu. Für Katzdobler ist eines aber sicher: „Trend ist das, was zum Typ passt.“ Seit 33 Jahren ist sie als Stylistin in der Villacher Innenstadt bekannt, mit 20 Jahren war sie die jüngste Friseurmeisterin Österreichs. In ihren Typ- und Modeberatungen begleitet Katzdobler ihre Kunden zum Shoppen und sorgt von Kopf bis Fuß – und seit heuer auch bis zu den Nägeln – für Schönheit. Als Friseurin betrachte sie es als ihre Aufgabe zu beraten, denn eine Frisur nach einem Bild zu kreieren funktioniert nicht, da jeder Kopf individuell sei. „Keine Künstliche Intelligenz (KI) kann unseren Beruf ersetzten. Zwar können Computeranimationen kreieren, wie die Frisur zum Gesicht passt, aber KI schneidet einem nicht die Haare“, so Katzdobler weiter. Sie ist überzeugt davon, dass das Berufsfeld des Friseurs keinesfalls vom Aussterben bedroht sei. Im Gegenteil: „Friseure werden immer gebraucht werden. Nicht zuletzt aufgrund des Bedarfs der Kunden nach Austausch und dem menschlichen Gespräch.“
Im Laufe der Zeit habe sich auch das Bild des Friseurs in der Gesellschaft verändert. Es soll laut der Friseurmeisterin viel mehr wertgeschätzt werden, das erkenne sie bei ihren Kunden. „Um gute Fachkräfte zu bekommen, muss ich meinen Mitarbeitern aber auch etwas bieten“, erklärt sie. Dabei spricht sie nicht nur von einer angemessenen Entlohnung, sondern auch von einer guten und ausführlichen Ausbildung im Studio neben dem Tagesgeschäft. Katzdobler: „Es ist nach wie vor genauso schwierig oder einfach, Arbeitskräfte zu finden. Dennoch sollte jeder etwas für seine Mitarbeiter tun und jeden Einzelnen als wertvoll ansehen.“