Im Oktober letzten Jahres erreichte die Mitarbeitenden der „MaxLinear Austria GmbH“ die Nachricht, dass die Konzernmutter mit Sitz in Kalifornien, den Standort Villach komplett schließen werde. Das Unternehmen bot Produkte für Netzwerke und digitale Heimnetzwerke an. Ende März 2024 war es so weit – knapp 100 Menschen verloren ihre Arbeit. Diese Maßnahmen betrafen auch Standorte weltweit, jedoch traf eine 100-prozentige Liquidation nur Villach. „Die Geschichte von ‚MaxLinear‘ Villach ist eng mit Infineon verbunden“, heißt es aus ehemaligen Mitarbeiterkreisen. Zur Aufklärung: Was am Ende „MaxLinear“ war, war zuvor „Infineon Wireline Communications Division“, danach „Lantiq“. 2015 wurde das Unternehmen von „Intel“ übernommen und im April 2020 verkaufte Intel an „MaxLinear“.
Die ersten Monate zählten zu den erfolgreichsten in der Firmengeschichte. Nicht zuletzt durch Homeoffice und Pandemie stiegen die Umsätze und der Aktienkurs deutlich an. Nach dem Hoch 2022, zeigten sich aber Verwerfungen in der Branche: Chipmangel und Absatzeinbrüche. Gepaart mit dem sogenannten „Schweinezyklus“, einer zyklischen Schwankung von Angebot und Marktpreis, wirkte die Pandemie als Brandbeschleuniger. Kündigungen folgten, rund 80 ehemaligen Mitarbeitenden ist es laut „MaxLinear“ gelungen, eine neue Stelle zu finden.
Am ehemaligen Standort der „MaxLinear“, dem Technologiepark Villach (tpv) sind mehr als 40 Unternehmen mit den Schwerpunktbereichen Mikroelektronik, Elektronik, Mechatronik, Maschinenbau, Erneuerbare Energie und Informations- und Kommunikationstechnologie tätig. Ein Großteil davon sind vor allem aus einem Grund in Villach: der Infineon als Big Player der Forschung. Zuletzt investierte der Halbleiterkonzern 1,6 Milliarden Euro in den Standort Villach. Viele der Unternehmen im tpv fungieren als Zulieferer, stellen Leiharbeiter zur Verfügung oder arbeiten im Bereich der Forschung mit Infineon zusammen. Wie es um die Unternehmen steht, korreliert wesentlich mit der Infineon, denn „geht es der Infineon gut, geht es allen gut und umgekehrt. Die Abhängigkeit von einem Unternehmen ist immer dann ein Thema, wenn man kein diverses Kundenportfolio hat“, sagt ein Branchen-Insider.
Gerüchten zufolge, könnte es im zweiten Quartal 2024 zu einer zentralen Entscheidung für den tvp kommen: Die Infineon Technologies Austria AG soll ein Gebäude am Forschungsareal beziehen oder selbst bauen. „Infineon prüft lediglich Möglichkeiten im High Tech Campus Villach, Details oder konkrete Entscheidungen liegen derzeit nicht vor“, heißt es dazu aus dem Konzern. Gleichzeit hört man aus internen Kreisen, es würde im Unternehmen ein sogenannter Aufnahmestopp herrschen, in bestimmten Bereichen keine neuen Mitarbeitenden eingestellt werden. Dazu das Unternehmen: „Aufgrund der herausfordernden geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Lage prüfen wir aktuell Nachbesetzungen sowie den generellen Stellenaufbau in allen Bereichen. Es sind aktuell rund 100 Jobs in Österreich ausgeschrieben, davon rund 70 in Villach.“
Doch wie ist die generelle Lage im tpv nach dem Abgang der MaxLinear? Wie steht es um die ansässigen Unternehmen und welche wollen sich konkret noch ansiedeln? „Derzeit gibt es keine vermietbaren Flächen im tpv“, heißt es seitens der Stadt Villach. Auch deren ehemaligen Flächen stünden nicht zur Vermietung zur Verfügung, „da MaxLinear diese als Untermieter von Intel gemietet hatte. Es gibt jedoch bereits Interessenten.“ Welche das sind, will man noch nicht verraten. Neben dem tpv-Kindergarten bauen vor Ort momentan auch die Unternehmen „T.I.P.S Messtechnik“ und „GPS“ aus. Einer der Hauptmieter der GPS soll, neben den Mietern Berufsförderungsinstitut (BFI) und Wirtschaftsförderungsinstitut (Wifi) - die Infineon sein. Der Ausbau von 2850 Quadratmetern kostet rund neun Millionen Euro.
Auch die Firma Wild kaufte 2023 rund 21.000 Quadratmeter Fläche im tpv an und soll „in den kommenden Jahren bauen, um ihren Standort von Wernberg nach Villach zu verlegen“. Aufhorchen lässt die Stadt mit der Ankündigung, ein weiteres Unternehmen würde mit spätestens Herbst mit baulichen Maßnahmen beginnen. Weitere Details sind bisher noch nicht bekannt.