Die Zahlen sind beeindruckend: 9724 Unternehmen gibt es in Villach Stadt und Villach Land, davon werden 3893 von Frauen geführt. Auch bei den Unternehmens-Neugründungen sind die Frauen stark vertreten, wie Nicole Tradel, Bezirksvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft – Villach“ und selbst Unternehmerin, weiß. „213 Neugründungen waren es im Vorjahr in Villach-Land und 203 in der Stadt“, sagt Tradel. Die Kleine Zeitung hat mit Petra Petschar, Elisabeth Brunner, Stefanie Rud, Julia Lach-Scheifinger und Elisabeth Hajek fünf starke Frauen vor den Vorhang geholt.  

Wenn es um edle Brände geht, kann Petra Petschar niemand etwas vormachen. Vor fünf Jahren hat sie die „Destillerie Jesche“ in Winklern übernommen, auch „wenn ich damals wirklich nicht gewusst habe, worauf ich mich da einlasse. Es war einem gewissen Maß an Naivität oder eben Mut geschuldet, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet“, sagt die Mutter von drei Kindern. Bereut hat sie die Entscheidung aber nie, auch wenn die Aufbauphase sehr zeitintensiv und schwierig gewesen sei. Mittlerweile laufe die „one-woman-show“ aber bestens. Zahlreiche Weiterbildungskurse, vor allem in Deutschland, hätten dazu viel beigetragen. „Dort gibt es den Destillateur oder Brennmeister auch als Lehrberuf, was bei uns nicht der Fall ist.“ Schade fände sie das, denn „das Brennen gehört zu unserem landwirtschaftlichen Kulturgut und würde einen höheren Stellenwert verdienen.“ Frauen, die mit einer Idee den Sprung in die Selbstständigkeit wagen wollen, rät die 49-Jährige, es einfach auszuprobieren. „Zu denken, das traue ich mir nicht zu, ist die falsche Einstellung.“

Eine Unternehmerin mit Leib und Seele ist Elisabeth Brunner. Die Veldnerin hat in Villach 1974 „Lisi‘s Boutique“ eröffnet und bietet hier seitdem stilvolle Mode und besondere Accessoires an. „Bei mir findet man nicht nur außergewöhnliche Qualität, sondern auch Mode, die lange Freude macht, auf Nachhaltigkeit setzt und ausnahmslos in Europa produziert wird.“ Auch wenn die 73-Jährige mittlerweile in Pension ist, steht sie immer noch gerne in ihrem Geschäft. Die Mutter zweier erwachsener Kinder holt sich die Inspirationen für ihr Geschäft gerne auf Reisen. Wie lange sie ihre Boutique noch betreiben wird? „Ich möchte das noch lange machen und vielleicht übernimmt das Geschäft dann sogar jemand.“

Die „Cleanroom Technology Austria GmbH“ ist führender Spezialist auf dem Gebiet der modernen Reinraum-Technik und innovativen Sterilluftanlagen. „Wir entwickeln maßgeschneiderte und schlüsselfertige Reinräume für Industrie und Medizin“, erklärt Stefanie Rud, der das Villacher Unternehmen mit rund 240 Mitarbeitern von ihrem Vater zum 40er als „Geburtstagsgeschenk“ übergeben wurde. Rud hat in Innsbruck Betriebswirtschaft studiert, und dass sie gerne Unternehmerin ist, daran lässt sie keinen Zweifel. „Es ist etwas ganz Besonderes, mit so vielen tollen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen“, sagt die 46-Jährige. Gemischten Teams seien ihr wichtig, „denn jede und jeder hat einen anderen Blickwinkel und das ist besonders wertvoll.“ Natürlich sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer wieder eine Herausforderung, „aber mittlerweile eine, die nicht mehr nur Frauen betrifft“, sagt die Mutter einer vierjährigen Tochter.

Die Villacherin Julia Lach-Scheiflinger hat sich in einem Bereich selbstständig gemacht, der in Zukunft immer wichtiger wird. Sie hat vor drei Jahren ein „Institut für Qualitäts- und Gesundheitsförderung“ für Pflegekräfte zum Thema „Stressfrei Pflegen“ gegründet. Dieser Schritt sei der 36-Jährigen leicht gefallen, „denn ich wollte in diesem Bereich etwas bewegen und das selbst in die Hand nehmen“, sagt Lach-Scheiflinger, die in Graz „Pflegewissenschaft“ und in Maastricht „Public Health“ studiert hat. Sie würde sich mehr Männer in Pflegeberufen wünschen, „da dürfen durchaus noch Anreize geschaffen werden. Männer gehen an Herausforderungen und Problem oft anders heran, deshalb wären gemischte Teams gerade in diesem Bereich wünschenswert.“ Leider gebe es nach wie vor auch zu wenig öffentliche Unterstützung, wenn sich Pflegekräfte in ihrem Beruf weiterbilden wollen, um etwa „mit Stresssituationen leichter zurechtzukommen“, sagt die dreifache Mutter, die vor einem Jahr, gemeinsam mit Birgit Brandstätter, auch das Unternehmen „Perspectivo“ gegründet hat.

„Mutige Veränderungen herbeizuführen und vorwärtszugehen ist in diesen herausfordernden Zeiten bereits ein Wagnis, das ich aber gerne beanspruche“, sagt Elisabeth Hajek. Sie hat 1994 mit dem Aufbau des österreichischen Marktes für das Unternehmen „L‘Occitane“ – natürliche Hautpflege- und Beauty-Produkte – begonnen. „Der heutige Konzern war damals ein defizitäres kleines Unternehmen in der Provence“, erinnert sich Hajek. „Der Weg zum Erfolg war auch eine Herausforderung an mein Durchhaltevermögen, meine Fitness, meine Motivation und meine Überzeugung.“ Heute ist das Unternehmen, der Firmensitz mit Auslieferungslager für ganz Österreich befindet sich in Villach, „bankenunabhängig und bietet gesunde, schöne und mitarbeiterfreundliche Arbeitsplätze. Engagierte, gebildete und kultivierte Mitarbeiter mit Hausverstand und sozialer Intelligenz sind mein Team in Villach und in den Filialen, in dem ich mit größter Motivation, Freude und Leidenschaft arbeite. Das Ergebnis ist alljährlicher Erfolg, selbst in diesen schwierigen Zeiten.“