Effiziente Stromspeichermethoden sind entscheidend für die Energiewende. Speicherkraftwerke können Spannungsspitzen im Netz ausgleichen und Strom liefern, wenn die Produktion gering ist. Das slowenische Unternehmen „Ngen“ hat Österreichs ersten Batteriespeicher in Arnoldstein bei Villach errichtet. „Ngen“ steht für „next generation“ und wurde vor vier Jahren von Geschäftsführer Roman Bernard gemeinsam mit einem Kollegen gegründet. Heute beschäftigt es 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bernard betont die Notwendigkeit der Dezentralisierung der Energiebereitstellung.

Die Anlage besteht aus acht Tesla-Megapacks mit einer Gesamtkapazität von 20,6 Megawattstunden und einem Wirkungsgrad von rund 90 Prozent. Gekostet hat sie 15 Millionen Euro und soll noch erweitert werden, um die Dezentralisierung des Energiemarkts voranzutreiben. NGEN plant weitere Batteriespeicher in Portugal, Spanien, Italien, Kroatien, Deutschland, Polen sowie im Bundesland Salzburg. „Wir denken europäisch“, sagt Bernard, denn die Energiewende könne nur auf dieser Ebene passieren.

Von Klagenfurt nach Arnoldstein

Ursprünglich war geplant, den Batteriespeicher in Klagenfurt in einem Wohngebiet zu errichten, aber aufgrund von Bedenken der Bevölkerung, insbesondere hinsichtlich der Brandgefahr, wurde dieser Standort verworfen. Bernard fand diesen Standort ohnehin nicht optimal und ist nun glücklicher mit dem Standort im Arnoldsteiner Industriegebiet. Dennoch betonte er, dass Batteriespeicher in Zukunft auch in Städten unvermeidlich seien. Er fügte hinzu, dass die neue Batterie-Generation aus Lithium-Eisenphosphat-Akkus keine Gefahr von unlöschbaren Bränden mit giftigen Dämpfen mehr darstelle und im Falle eines Brandes einfach mit Wasser gelöscht werden könne. In Arnoldstein wurde der örtlichen Feuerwehr eine Schulung gegeben. 

Bernard ist davon überzeugt, dass es notwendig ist, die Monopole auf dem Strommarkt zu durchbrechen. „Als ich mit Ngen begonnen habe, sagte ich, dass das in Zukunft einen großen Einfluss auf dem Energiesektor gegenüber den Monopolen haben wird“, erklärt er. Der Slowene pendle oft zwischen der Firmenzentrale in Bled und der Kärntner Zentrale in Klagenfurt. „Wir wissen, wir werden nicht alleine bleiben, wir werden den Markt motivieren“, ist sich Bernard sicher. Die Dezentralisierung wird laut ihm in Zukunft zu niedrigeren Strompreisen führen. Er schätzt jedoch, dass es trotz großer Anstrengungen noch etwa 20 Jahre dauern wird, bis dies erreicht sei.

„Batteriespeicher werden selbstverständlich“

Die Kelag plant in Zukunft ebenfalls die Verwendung von Batteriespeichern in verschiedenen Größen. „Dazu gehören Batteriespeicher mit einer Photovoltaik-Anlage im privaten Haushalt, das Lade- und Entlademanagement von E-Fahrzeugen und große Batteriespeicher, die an bestimmten Netzpunkten errichtet werden“, heißt es seitens der Kelag. Darüber hinaus plane man die Optimierung und den Ausbau von Pumpspeicherkraftwerken, da diese „die wirtschaftlichste Art, Strom im großen Stil zu speichern“ sei. Die Dezentralisierung begann in Kärnten vor dem Aufkommen von Photovoltaik-Anlagen mit einigen hundert Kleinwasserkraftwerken und setze sich nun mit derzeit 27.000 Photovoltaik-Anlagen und den dazugehörigen Speichern fort. Allerdings fehle derzeit noch eine zentrale Steuerung.

Dezentrales Netz

Das slowenische Energie-Start-Up plant, sich um dieses Problem zu kümmern, indem es seine großen Batteriespeicher mit mehreren kleinen aus Privathaushalten verbindet. Bernard hat die Vision, dass „die größte Batterie des Landes jene in unseren Häusern sein können“. Hierfür soll der Service „Smart-Grid-Connect“ entwickelt werden, der Verbraucher mit einem Smart Meter mit dem virtuellen Netz verbindet. Dadurch sollen private Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher zu einem dezentralen Netz zusammengeschlossen werden.

Durch eine intelligente Logistik soll eine gleichmäßige Auslastung und somit eine Stabilisierung des Stromnetzes erreicht werden. Bernard ist überzeugt, dass es ohne diese Art von Lösung keine Energiewende geben wird. Er betrachtet die Dezentralisierung der Energiebereitstellung als notwendigen Schritt und sieht darin auch eine große Chance für neue Märkte und dynamische Preisgestaltung. Bis 2030 soll der heimische Strombedarf zu 100 Prozent aus grüner Energie gedeckt werden. Laut Österreichs E-Wirtschaft stammten bereits 79,1 Prozent im Jahr 2022 aus erneuerbaren Quellen.