Die Schläge sind präzise und wuchtig. Tatsujiro Sannomiya holt zum wiederholten Male mit der schneidigen Holzhacke aus. Die gespaltenen Holzscheiter werden zum Heizen verwendet. Holzhacken ist eine Tätigkeit, die dem 22-jährigen Japaner bei der täglichen Arbeit am Bio-Demeterhof vulgo "Spitz" der Familie Regenfelder in Pfannhof in der Wimitz besonders gefällt.
Seit Anfang Februar ist der Student aus Kanagawa – liegt eine Zugstunde von der Millionenmetropole Tokyio entfernt - als sogenannter "Wwoofer" im Wimitzgraben. Wwoofer? "Hinter diesem Namen verbirgt sich ein weltweites Netzwerk für "World Wide Opportunities on Organic Farms", ein Netzwerk für freiwillige Helfer auf Bio-Bauernhöfen. "Es bringt Menschen zusammen, die einen naturverbundenen Lebensstil auf dem Land führen oder kennenlernen wollen", erzählt Tats, wie er von den Regenfelders gerufen wird, in bestem Deutsch.
Von der Natur beeindruckt
Tats studiert nämlich an der Uni in Tokio Germanistik. In zwei Jahren wird Tats das Studium abgeschlossen haben, will dann drei Jahre in Japan arbeiten, bevor er einen Job im internationalen Management in einem deutschsprachigen Land antreten will.
"Über die Wwoof-Online-Plattform bin ich auf die Familie Regenfelder gestoßen, nach einem Telefonat im letzten Herbst war dann klar, dass ich einige Monate in Kärnten arbeiten werde", sagt Tats, dem das viele Grün und die beinahe unberührte Natur des Wimitzgrabens auf dem 90 Hektar großen Hof besonders beeindruckt. "Ich kümmere mich um die 50 Kühe am frühen Morgen. Ausmisten, füttern, Zäune reparieren, Kartoffel sortieren oder Brennholz hacken sind so meine Arbeiten, die ich tun darf", erzählt der höfliche junge Japaner.
Regelmäßig Wwoofer am Hof
"Für die zwei Kälber, die während meiner Zeit geboren wurden, bin auch Taufpate", lächelt Tats: "Haru, der Frühling, und Aki, der Herbst, so heißen meine Patenkälber." Die Altbauern Helga und Gerhard und die Bauernfamilie Doris und Emil mit der 15-jährigen Tochter Elisabeth Regenfelder haben den Besucher sofort in ihr Herz geschlossen. "Pro Jahr haben wir drei bis vier ,Wwoofer', hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum, bei uns am Hof", sagt Emil Rgenfelder, der seit 1996 biodynamisch wirtschaftet. "Viele junge Menschen, die mit der Landwirtschaft eigentlich beruflich nichts zu tun haben, kommen zu uns. Nicht wenige davon sind auf einem Selbstfindungsweg, wollen etwas gänzlich anderes erleben. Sie lernen aktiv über die Herkunft biologischer Lebensmittel, bevor sie sich neu orientieren."
Für Tatsujiro Sannomiya ist der Aufenthalt in der Wimitz, der am kommenden Dienstag endet, mehr als ein Kennenlernen eines fremden Landes mit seiner Sprache und Kultur: "Ich bin in der freien Natur, knüpfe neue Kontakte, lerne biologische Landwirtschaft kennen und leiste vielleicht auch einen Beitrag zum Frieden auf dieser Welt."
Gert Köstinger