Der St. Veiter Wiesenmarkt ist weithin bekannt, immerhin gibt es ihn heuer schon zum 660. Mal. Doch für Dorian Fortin (31) aus Frankreich war es eine Premiere. "Ich wollte immer schon einmal auf das Oktoberfest. Doch meine Freunde haben mir gesagt, der St. Veiter Wiesenmarkt ist zwar kleiner, aber viel lustiger und sehenswerter", sagt der Kalligraf, der mit seiner Lebensgefährtin in Dublin wohnt und in Kärnten bei Freunden auf Besuch ist.
Besonders faszinierend fand er die Trachten, die hier alle auch tragen. "Ich habe auch eine Lederhose probiert", ist Dorian begeistert und macht den Stand von Fierantin Edith Haslinger gleich zum Laufsteg. Dass auf der Wiesn nicht immer alles bierernst genommen wird, hat Dorian nicht nur gefallen, sondern er hat es auch gleich umgesetzt. "Ah, hier lernen die österreichischen Kinder Auto fahren", lacht er verschmitzt und zeigt auf das Kinderautodrom. "Das erklärt auch den Straßenverkehr."
Die Retourkutsche bekommt er in Form eines Herzens am Stand von Alexandra Kosta. Dorian will bei Kostas Ehemann Christian Steindl ein Lebkuchenherz für seine Freundin kaufen: Er wählt ein rosa Herz mit der Aufschrift "Dumpfbacke". Davon rät Fachmann Steindl aber ab: "Für eine Frau, nimm lieber das. Ich hoffe trotzdem, dass du überlebst", sagt er augenzwinkernd und überreicht das Lebkuchenherz mit der Aufschrift "Lästige Waunzn".
Wilde Fahrt im Tagada
Eine kleine Stärkung in Form von edlen Tropfen gab es bei Peter Gauper, Präsident des Rotary Clubs St. Veit. Seit 20 Jahren steht der Club mit seinem Stand schon am Wiesenmarkt und schenkt für den guten Zweck aus. "Wir unterstützen Familien und Menschen in der Region und in Kärnten, aber auch über die Grenzen hinaus", erzählt Gauper. Dorian findet das Engagement toll und macht sich auf zum nächsten Abenteuer. "Tagada". "Ich dachte, es ist was zum Essen, aber es ist ein Fahrgeschäft. Wohl ein ruhigeres", sagt er und platziert sich mit einer Zeitung am Gerät.
Zum Zeitunglesen kommt er aber nicht wirklich und, motiviert von einigen Jugendlichen, stellt er sich auch zum "Surfen" in die Mitte. Der Tagadapilot und Rekommandeur beurteilt die Performance mit "Na, Morgensport?!".
Flirten mit Goethe
Unverdrossen setzt Dorian seine Entdeckungsreise fort, das eine oder andere Schnapserl am Krämermarkt, köstliche Kostproben von Speckproduzent Andreas Stefitz und einer kurzen Einführung in den Thermomix von Barbara Forcher und in die Welt der Vorwerkstaubsauger von Helga Graber fasste Dorian auch Mut für einen Flirtversuch: "Ich habe ein bisschen Deutsch in einem alten Buch, dem 'Faust', herausgesucht", lacht er. "Gott zum Gruße, wertes Fräulein! Sie schauen sehr schön aus!" hat er auswendig gelernt und bringt es sehr charmant an die Damen.
Das obligatorische Grillhendl im St. Veiter Festzelt ließ er sich recht ungewöhnlich schmecken. "Ich mach' mir einen Chickenburger", erklärt er und legte das gesamte halbe Hendl in die Semmel. Wodurch er auch ungewöhnliche Blicke erntete, aber immerhin, eine Dame dachte sich wohl, mit ihm ist eine Gaude, und schnappte sich den Franzosen aus Irland am St. Veiter Wiesenmarkt für eine "flotte Polka".
St. Veiter Wiesenmarkt besser als Oktoberfest
"Das muss ich wohl noch üben", lachte Dorian. Aber eines ist für ihn klar: Der St. Veiter Wiesenmarkt ist die Reise auf alle Fälle wert. Und? Noch immer Sehnsucht nach dem Oktoberfest? "Nein! So gut wie der Wiesenmarkt kann das gar nicht sein", zieht Dorian zufrieden sein Fazit.