Die Lieferkette der Marke Mittelkärnten sieht zum Beispiel so aus: Nikolaus Riegler, Miteigentümer der Hirter Brauerei, baut mit Landwirten im Krappfeld jene Bio-Gerste an, die er für seine Bierspezialitäten verarbeitet. Das Wasser bezieht er aus 24 Quellen im Hirter Urgesteins-Felsen. "Wasser ist der wichtigste Rohstoff, wir fahren mit sechs Bar Abstelldruck in die Firma hinein", verrät er eines der Geheimnisse für die Qualität, die schon seit dem Jahr 1270 die Biertrinker erfreut.
Man arbeite "mit sehr viel Ruhe und Zeit", beschreibt Riegler einige Prinzipien. Diese Philosophie der Langsamkeit wird von Lebensmittelherstellern in ganz Mittelkärnten nun unter einem bewährten Schlagwort präsentiert: Als "Slow Food Travel"-Region möchte man neugierige Gäste und Genießer aus Nah und Fern anlocken. Hirt ist eine von weltweit nur 29 Brauereien, die das Slow-Food-Siegel haben und damit für beste Brautradition garantieren.
"Wir wollen mehr und mehr Menschen von unseren Ideen und den regionalen Besonderheiten unserer Lebensmittel-Handwerker überzeugen", sagt Edelbrenner Valentin Latschen von der Pfau Brennerei in Klagenfurt. Auch er stützt sich auf bemerkenswerte Lieferketten: Aus den handgefertigten Reindlingen des St. Veiter "Genuss-Schmieds" Harald Taupe fertigt er einen außergewöhnlichen Reindling-Brand. "Im klassischen Doppelbrennverfahren", wie er betont. Das bedeutet mehr Zeit- und Energieaufwand, führt aber eben auch zu besonderer Güte.
Die Voraussetzungen für diese Art des Genusshandwerks sind in Mittelkärnten gut. Kleinteilige Landwirtschaft, intakte Natur und eine hohe Dichte an Qualitäts-Enthusiasten bringen die Region auf die "Spur des guten Geschmacks", wie die neue Devise lautet. Elf Haubenköche werken in diesem Landstrich, zahlreiche Veredler von Fleisch, Bier oder Wein sorgen für Nachschub. Viele sind Familienbetriebe seit Generationen, zum Beispiel die Schokoladenmanufaktur Craigher in Friesach.
Bier mit Seele und Kärntner Qualitätswein
Und jeder hat eine Geschichte zu erzählen: Wirtshausbrauer Christian Gelter erinnert sich daran, wie die heimische Privatbrauereien-Initiative einst im Hauptausschuss des Nationalrats verhinderte, dass Patente auf Lebensmittel erlaubt werden. "Durchs Pasteurisieren nimmst du dem Bier die Seele weg", sagt Gelter außerdem. Weinbauer und Wirt Georg Lexer erzählt, wie sein Partner Sem Kegley aus Texas vor 25 Jahren als erster "Kärntner" einen Qualitätswein erzeugte. Unter abenteuerlichen Bedingungen: So ließen sie zu Testzwecken in einer Glashütte eine 1000-Liter-Ballonflasche („Parmigiani“) erzeugen. "Die ist uns leider sofort zerbrochen."
Intakt sind hingegen die Chancen der Region, mit dem fein gewobenen Netz aus Top-Produzenten eine tragfähige "Spielfläche" für den Genießer-Fremdenverkehr zu haben. Aber zurücklehnen will sich keiner, die Maßstäbe schreiten ständig voran. Oder, wie Valentin Latschen sagt: "Es ist nicht genug, etwas zu wollen. Du musst es auch tun."