"Um das Unaussprechliche auszusprechen und es irgendwann auch annehmen zu können, um aus der Starre und dem Schmerz hinauszukommen", antwortet Gabriele Kastinger (54) aus St. Veit auf die Frage, warum sie einen "Verein für verwaiste Eltern" gegründet hat.
Die dreifache Mutter weiß ganz genau, wovon sie beim Thema Verlust spricht, denn als sie vor zwei Jahren ihre 24-jährige Tochter Elli durch Krebs verlor, befand sie sich in einer Art Schockzustand. "Nur wer so einen Schmerz erlebt hat, kann ihn auch nachempfinden. Deshalb ist der Austausch von Menschen, die dasselbe erlebt haben, so wichtig", erklärt Kastinger.
Der Verein soll für Betroffene ein sicherer Raum zum Reden und Schweigen sein, aber genauso zum heilsamen Weinen und Lachen oder einfach nur ein Platz, wo Geschichten vom Leben der Kinder Gehör finden. "Viele verwaiste Eltern reden ungern über den Verlust, um ihn aber annehmen zu können, ist das Reden essenziell, ob mit Familie, Freunden und Bekannten, mit professioneller Hilfe oder eben in einer Selbsthilfegruppe", sagt Kastinger, die als Lehrerin tätig ist und auch die Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin und zur Kinesiologin absolviert hat.
Wieder Freude empfinden
Vor allem unterschiedlichste Rituale und die Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Verlust haben Kastinger in der schwierigen Zeit sehr geholfen. "Jedes Ritual hilft beim Verinnerlichen der Liebe und verändert etwas", sagt sie. Derzeit werden für den Verein Mitglieder aus ganz Kärnten gesucht, um dann nach Absprache Treffen zu planen.
Kastinger gibt letztendlich auch Hoffnung für Betroffene: "Irgendwann findet man neuen Boden und bei aller Schwere kann sich daraus eine Chance für persönliches Wachstum auftun. Denn auch nach dem Verlust des eigenen Kindes geht das Leben weiter. Vielleicht völlig anders, aber unsere geliebten Kinder hätten sicher gewollt, dass es uns wieder gut geht, wir irgendwann wieder lachen können und Freude empfinden."
Kerstin Mittinger