Nicht nur die Marktreferentin oder der Herold feierten beim heurigen Wiesenmarkt Premieren, sondern auch in gewissem Sinne auch die Polizei und das Rote Kreuz. Denn obwohl die Blaulichtorganisationen schon seit Jahrzehnten auf der Wiesn vertreten sind, haben sie heuer einen neuen Standort bezogen – und zwar wurde in der Blumenhalle eine Einsatzzentrale eingerichtet. Hauptgrund dafür waren Platzprobleme.

"Feuertaufe" bestanden

"In der ehemaligen Marktkanzlei waren wir schon sehr beengt. Die Kollegen hatten wenig Platz für die Ausrüstung. Und wir konnten auch den Datenschutz und die Privatsphäre bei Vernehmungen nicht immer gewährleisten", sagt Marianne Makoru, Kommandantin der St. Veiter Polizeiinspektion. Teilweise mussten, so Makoru, Vernehmungen vor der Kanzlei abgehandelt werden, zudem sei wenig Platz für die Einsatzfahrzeuge gewesen. Die "Feuertaufe" am ersten Wochenende in der neuen Einsatzzentrale sei gut verlaufen. Mehr als 50 Einsätze wurden in den ersten Tagen dort abgehandelt, von der Vernehmung nach einer Körperverletzung bis hin zu verlorenen oder gefundenen Gegenständen. Bei den Fundsachen gibt es auch ein neues System. Aus rechtlichen Gründen wird dies nicht mehr bei der Polizei aufbewahrt, sondern wird einmal pro Tag gesammelt beim Fundbüro der Gemeinde abgegeben.

In der neuen Zentrale werden die Menschen beim Infopoint empfangen und je nach Anliegen weitergeleitet. Im Foyer befindet sich ein abgetrennter Raum für Amtshandlungen, zudem kann die Polizei auf einen separaten Vernehmungsraum im zweiten Stock der Blumenhalle zurückgreifen. "Im Oberstock steht uns auch ein Aufenthalts- und Pausenraum zur Verfügung. Bei Großereignissen am Wiesenmarkt würde dort auch der Einsatzstab tagen", sagt Walter Schlintl, Verkehrs- und Einsatzreferent der Polizei St. Veit. Die bisherigen Erfahrungen mit dem neuen Standort seien sehr gut. "Wir werden die neue Einsatzzentrale am Ende des Wiesenmarktes noch einmal evaluieren, aber laut derzeitigem Stand gibt es nichts nachzubessern", sagt die Kommandantin. Sie geht davon aus, dass die Polizei am Wiesenmarkt auch in den nächsten Jahren fix ihr Quartier in der Blumenhalle beziehen wird.

In eigener Koje können Amtshandlungen durchgeführt werden
In eigener Koje können Amtshandlungen durchgeführt werden © Gert Köstinger

Ebenso zufrieden mit den neuen Gegebenheiten sind die Retter des Roten Kreuzes. Auch diese hatten in der Vergangenheit mit Platzproblemen zu kämpfen. Untergebracht war man in einem Container und einem Zelt nahe der Marktkanzlei. "Wir mussten auf engem Raum arbeiten. Es gab keine Pausenräume für die Mitarbeiter und der Datenschutz und die Intimsphäre der Patienten konnten nicht immer gewahrt werden", sagt der St. Veiter Bezirksrettungskommandant Thomas Wadl. So mussten etwa Patienten aus dem Behandlungscontainer über mehrere Stufen auf die Straße gehoben und am Haupteingang neben den Besuchern in das Rettungsauto gebracht werden. Jetzt erfolgt der Abtransport über den Hintereingang der Blumenhalle, wo sich wenige Besucher aufhalten.

In Kojen werden kleine und große Notfälle behandelt
In Kojen werden kleine und große Notfälle behandelt © Gert Köstinger

Die Behandlung der Patienten erfolgt, je nach Verletzung, in unterschiedlichen und abgetrennten Kojen. "Wir haben Räume für kleinere Verletzungen, aber auch eine große Koje, in der wir für schwerere Notfälle gerüstet sind", sagt Wadl. Auch die Retter haben in den ersten Tagen bereits Erfahrungen sammeln können. 25 Patientenkontakte gab es beispielsweise am Eröffnungstag – die medizinische Palette reichte vom Herzinfarkt bis hin zur Versorgung von Verletzungen nach größeren und kleineren Raufereien. Erfahrungsgemäß kommen die Retter im Laufe der zehn Tage auf 120 bis 130 Einsätze. Ob der neuen Räumlichkeiten sei man "froh und begeistert". Es seien, so Wadl, lediglich kleinere Adaptierungen nötig.

Die Retter sind während der zehn Tage gesamt 1300 Stunden vor Ort
Die Retter sind während der zehn Tage gesamt 1300 Stunden vor Ort © Gert Köstinger

Anfängliche Kritik, dass die Hilfesuchenden die neue Einsatzzentrale nicht finden würden, können Makoru und Wadl nicht bestätigen. Der Standort sei gut beschildert, zudem sei man mit Fußstreifen am Gelände präsent. Wadl: "Es hat sich niemand beschwert, dass wir schwer zu finden seien."

Die Feuerwehr ist heuer noch am alten Standort bei der Marktkanzlei zu finden. Sie soll, so die Marktreferentin und Vizebürgermeisterin Silvia Radaelli, im kommenden Jahr aber auch in die neue Einsatzzentrale siedeln.

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