Es ist sieben Uhr morgens und Thomas Zechner ist bester Laune, als er seine beiden Norikerstuten Sonja und Saphira aus dem Anhänger lässt. Wir befinden uns in einem Waldstück in der Nähe von Arnoldstein, keine zwanzig Meter entfernt fließt die Gail vorbei. Es steht aber kein gemütlicher Ausritt bevor, sondern Arbeit.
Denn Zechner ist Pferdeholzrücker und besichtigt gerade das Waldstück, in dem die Baumstämme liegen, die er mit seinen zwei Norikern an den Wegrand streifen wird. Die genießen vorerst noch ihr Futter und bevor ihnen das Arbeitsgeschirr umgelegt wird, werden sie natürlich noch gestriegelt. "Die Kummet habe ich aus Amerika importiert. Die wurden von den Amischen gefertigt", erzählt Zechner, der hauptberuflich bei der Firma "Chemson" in Arnoldstein arbeitet, wo er auch eine Lehre zum Kunststoffverarbeiter gemacht hat.
Pferde spielten seit Kindheit eine Rolle
Zechner ist zwar auf keinem Bauernhof aufgewachsen, Pferde haben ihn aber schon als Kind begeistert. Mit zwanzig Jahren hat er sich seinen ersten Noriker gekauft, und nach und nach hat sich sein Interesse vom Reiten weg und hin zum Arbeiten mit dem Pferd verlagert. Zuerst das Kutschenfahren, später kam das Holzrücken dazu. "Eine Arbeit, die heute kaum noch wer ausübt", sagt Zechner, der damit auch ein bisschen altes Kulturgut am Leben erhält.
Baumstämme mit den Pferden aus oft unwegsamen Gelände an den Wegrand zu ziehen, sei zwar keine leichte, dafür umso schönere Arbeit, sagt er und erklärt auch gleich, worauf es dabei ankommt. "Wenn man mit Pferden arbeitet, muss man immer die Ruhe bewahren. Wenn man einen schlechten Tag hat, merken sie das sofort und dann sollte man es lieber bleiben lassen."
Vertrauen ist um und auf
Ganz wichtig sei auch das gegenseitige Vertrauen und dass die Pferde nur auf Kommando reagieren und nicht von selbst losstürmen. "Nur so ist ein sicheres Arbeiten für beide Seiten möglich." Sonja und Saphira sind übrigens Mutter und Tochter und ein perfekt eingespieltes Team. Bewegen sich als Duo trittsicher durch das Unterholz und befolgen jeden Befehl sofort. Die Ausbildung zum "Holzrückpferd" dauert etwa zwei Jahre und bei seinen Norikern – mittlerweile besitzt er vier – hat Zechner das selbst in die Hand genommen.
Schade findet er, dass die Nachfrage für das Holzrücken mit Pferd eher gering sei, obwohl es viele Vorteile mit sich bringe. Vor allem für den Wald. "Anders als mit den schweren Maschinen verdichtet man den Waldboden nicht, beschädigt keine Jungpflanzen und kann auf die gesunden Bäume viel mehr Rücksicht nehmen." Zwar sei die Pferdearbeit etwas teurer, aber auf lange Sicht zahle es sich aus. "Zudem gibt es auch eine Förderung von bis zu 18 Euro pro Festmeter", sagt Zechner, der die stille Arbeit mit seinen Norikern schätzt. "Außer Vogelgezwitscher hört man sonst nichts. Und wenn die Pferde eine Pause einfordern, dann weiß man, dass man selbst schon längst eine benötigt."
Vorsicht ist geboten
Unwichtig ist das nicht, denn die Arbeit birgt auch durchaus ihre Gefahren und man sollte möglichst konzentriert bleiben. Sich etwa auf die richtige Seite der Baumstämme zu stellen, wenn die Pferde anziehen, um nicht mit den Beinen dazwischen zu geraten. Seinen gepachteten Bauernhof, auf welchen er mit Frau Larissa und Sohn Phillip (12) lebt, könnte Zechner theoretisch nur mit den Pferden und ohne Traktor bewirtschaften. "Vom Pferdemähwerk bis zum Pferdeheurechen ist alles vorhanden. Nur die nötige Zeit fehlt."
Seine Fähigkeiten im Holzrücken stellt er auch in Wettbewerben immer wieder unter Beweis stellt. So hat er etwa 2019 die "Offene Bayrische Meisterschaft im Holzrücken" gewonnen und vom 26. bis 28. August geht in Liebenfels die Europameisterschaft im Holzrücken über die Bühne, für die er sich ebenfalls erfolgreich qualifizieren konnte. "Bei den Wettbewerben zählt für mich aber der olympische Gedanke. Dabei sein ist alles."
Harald Schwinger