Das geplante Einkaufszentrum beim St. Veiter Fuchspalast ist nach jetzigem Stand wohl Geschichte. Sind Sie mit dieser Entwicklung zufrieden?
REINFRIED BEIN: Ja. Weil das geplante Einkaufszentrum an der Stadt gelegen wäre, nicht in der Stadt. Und damit hätte es keine Frequenzbelebung für die Innenstadt gegeben.
ANDREAS BESOLD: Ich bin sehr zufrieden. Bevor wir gegen das Einkaufszentrum mobil gemacht haben, habe ich natürlich recherchiert. Es gibt Untersuchungen aus Deutschland, wie sich eine solche Ansiedlung auf die Innenstadt auswirkt. Fazit: Die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten ging zurück. In der St. Veiter Innenstadt haben wir insgesamt eine Frequenz zwischen 5000 und 7000 Personen pro Tag. Das Einkaufszentrum alleine hätte 7000 gebraucht.
Laut Stand der Dinge wird es bald auch einen „H&M“ in der St. Veiter Innenstadt geben. Eine Aufwertung?
BEIN: Ja, es wäre etwas Herausragendes.
BESOLD: Es zeigt, dass es in der Stadt wieder bergauf geht. Ein solches Geschäft wird den einen oder anderen St. Veiter zu uns bringen. Auch das Spielzeuggeschäft, das sich am Hauptplatz eingemietet hat, ist eine Erweiterung des Sortimentes in der Stadt und für alle ein Nutzen.
BEIN: Genau. Einige werden jetzt bei uns in die Stadt abbiegen und müssen nicht mehr nach Klagenfurt fahren.
Am Unteren Platz hat sich in den vergangenen Wochen viel getan, einige neue Geschäfte haben sich hier niedergelassen. Warum funktioniert das ein paar Meter weiter nicht? Der Hauptplatz wirkt meist ausgestorben.
BEIN: Dieser Eindruck entsteht durch die Größe des Platzes. Die würde etwa eher zu einer Großstadt wie Villach passen.
BESOLD: Ich teile diesen Eindruck nicht. Am Unteren Platz stehen derzeit sicher mehr Geschäfte leer als am Hauptplatz.
BEIN: Es gibt am Unteren Platz acht leere Geschäfte, am Hauptplatz sind es 7, in der gesamten Innenstadt 22.
Was fehlt konkret in der Innenstadt?
BEIN: Ein neues Verkehrskonzept. Wenn im Sommer die Gastgärten geöffnet sind, dann lebt der Platz. In den Monaten von Oktober bis März müsste man sich da etwas überlegen.
Sie meinen eine Öffnung der Fußgängerzone?
BEIN: Ja. Zumindest über die Wintermonate wäre das eine Option. Jetzt haben wir eine typisch österreichische Lösung. Man darf zu gewissen Zeiten herein fahren – aber dann nicht parken. Eine Öffnung wäre zumindest einen Versuch wert.
BESOLD: Ich glaube nicht, dass sich die Situation durch die Abschaffung der Fußgängerzone bessern würde. Die Idee einer Fußgängerzone halte ich für nicht schlecht. Zusammen mit dem Angebot, in der Stadt zwei Stunden gratis zu parken, das war eine gute Lösung. Dann hat man das aber leider auf eine Stunde reduziert. Aber wir dürfen die Innenstadt nicht auf ein reines Einkaufszentrums-Image reduzieren. Die Stadt ist mehr. Einen Kaffee trinken, flanieren. Wenn wir den Verkehr herein lassen, dann werden wir viele unserer Kunden vergraulen. Aber mit einer Probezeit wäre ich einverstanden.
Welchen Wunsch hätten Sie für die Innenstadt?
BEIN: Mein Wunsch ist wohl illusorisch. Ich hätte gerne faire Diskussionen aller Beteiligten mit der Möglichkeit, Lösungen zu finden. Nicht immer dieses Gegeneinander.
Wen sprechen Sie hier an?
BESOLD: Ich sehe den Bürgermeister als Ansprechpartner. Doch da gibt es derzeit keine Möglichkeiten.
BEIN: Ich schließe mich dem völlig an. Und zu meinem Wunsch: Wir brauchen ein neues Tourismuskonzept. Wir sind die einzige Herzogstadt in Kärnten und vermarkten es nicht. Nirgends gibt es so viel Mittelalter wie in Mittelkärnten, da bräuchten wir ein Gesamtkonzept.
Aber es gibt ja die Regionalentwicklung „Kärnten Mitte“ mit Sitz am St. Veiter Hauptplatz.
BEIN: Ja, das stimmt, aber da passiert das nicht.
BESOLD: Überhaupt, was heißt „Region Kärnten Mitte“? Was sagt das aus? Hier bräuchten wir eine Umbenennung, die Gäste auch anspricht. Wenn man mutig wäre, würde man sogar Hochosterwitz, obwohl es eine andere Gemeinde ist, mit in den Namen nehmen. Auch die Stama wäre gefragt, um Aktivitäten zu setzen. Warum muss alles immer von den Geschäftstreibenden kommen?