Die Unternehmensgründungen in Kärnten steigen. Gab es im Jahr 1993 noch 699 Einzelunternehmen, die in Kärnten angemeldet wurden, waren es 2023 schon 2256 Einzelunternehmen. 1175 dieser Anmeldungen kamen von Frauen. Die Gründerinnen sind also auf dem Vormarsch. Im Bezirk St. Veit gab es 2023 223 Firmengründungen, davon meldeten 183 Frauen ihr Unternehmen an.
„Ja, es stimmt, in Kärnten gründen immer mehr Frauen ein Unternehmen. Ich denke, der Mut bei den Frauen wird mehr. Frauen überlegen zwar oft länger, ob sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen sollen, jedoch wenn sie es machen, stecken sie ihr ganzes Herzblut hinein“, erklärt Nicole Mayer, Landesvorsitzende-Stellvertreterin von Frau in der Wirtschaft.
Ein Hauptgrund für die Unternehmensgründungen sind vor allem „die flexibleren Arbeitszeiten und auch die flexiblen Arbeitsorte. Diese Faktoren werden oft bei Erstgesprächen genannt. Viele arbeiten im Homeoffice und können sich so auch die Zeit mit der Familie besser einteilen“, fügt Mayer an. Jedoch gibt die Landesvorsitzende-Stellvertreterin auch zu bedenken: „Trotzdem ist die Selbstständigkeit ein Langstreckenmarathon. Das muss jedem bewusst sein, wenn er ein Unternehmen gründet.“
Tipps für jene, die ein Unternehmen gründen möchten, gibt es einige. „Wichtig ist, dass man sich vorab gründlich informiert, sei es beim Gründerservice oder beim Arbeitsmarktservice. Man muss den Mut dazu haben und man soll bitte das machen, was man selbst will und nicht was andere einem vorschlagen. Frauen sind auch länger selbstständig. Viele Unternehmen werden nach drei Jahren wieder abgemeldet, weil sie nicht gewinnbringend sind. In diesen drei Jahren melden mehr Männer ihr Unternehmen ab als Frauen.“
Beraterin und Clownin
Mit Bedacht ihr Unternehmen gegründet hat Manuela Rader. Sie ist als psychologische Beraterin, Unternehmensberaterin und Clownin im Einsatz. „Ich bin sehr vielfältig tätig und es gab irgendwie keinen Job, der alle Dinge vereint, die ich machen möchte“, erklärt Rader mit einem Lachen. Als Clownin ist Rader schon seit zwei Jahren selbstständig. „Mit den Beratungen hab ich mich vor rund einem Monat selbstständig gemacht. Natürlich hatte ich Zweifel im Vorhinein. Aber ich habe es gewagt und muss mir nicht die Frage stellen, was wäre, wenn“, betont Rader. Ihre Beratungsräume findet man im Fuchspalast. Bereut hat sie ihren Schritt in die Selbstständigkeit nicht. „Mein Arbeitsalltag ist jetzt sehr vielfältig und das macht mir eine große Freude. Allen Leuten, die gründen wollen, kann ich nur raten, an sich selbst zu glauben, es auszuprobieren und auch etwas Selbstbewusstsein mitzubringen.“
„Kann es nur probieren und riskieren“
Im Jänner hat Eve Fernandez ihr Fußpflege- und Kosmetikstudio in St. Veit eröffnet. „Ich wollte flexibler sein und meine Arbeitszeiten so einteilen, wie ich es gerne hätte. Über die Selbstständigkeit habe ich nicht lang herumüberlegt. Ich habe bald nach meiner Lehre beschlossen, einmal mein eigenes Studio zu eröffnen. Ich wusste, dass ich es nur riskieren und probieren kann“, sagt Fernandez.
Aber auch sie hatte Bedenken vor dem großen Schritt. „Ja natürlich, ich habe extreme Angst davor gehabt, dass sich mein Terminkalender nicht füllen wird, aber ich denke, ein wenig Angst gehört dazu. Ich bereue aber den Schritt nicht und würde es wieder machen.“ Viele, die gerne einmal selbstständig werden möchten, kann Fernandez nur raten: „Ich würde sagen, man muss einfach seinen ganzen Mut zusammennehmen und den Schritt wagen, wenn man selbst davon überzeugt ist. Man kann noch immer zurück ins Angestelltenverhältnis gehen, wenn es vielleicht doch nicht so läuft, wie erhofft.“