Totgesagte leben länger, heißt es. Das Produkt Buch dient als bester Beweis. In St. Veit ist es unter anderem dieses Produkt, das den Kopf oben hält in der Innenstadt – oder besser gesagt Andreas Besold mit seiner gleichnamigen Buch- und Papierhandlung, die es seit 1841 in der Bezirkshauptstadt gibt. Vor allem in den vergangenen Jahren wehte ein rauer Wind und man sagte dem Buch den Niedergang etwa durch das Hörbuch voraus. „Es hat geheißen, alle werden Bücher nur mehr hören“, sagt Besold. „Aber das Hörbuch ist ein Zusatzmedium geblieben. Heute ist es so, die einen hören, die anderen lesen.“ Neben dem Buch lässt sich auch Andreas Besold nicht unterkriegen. Mit Onlinehandel oder Buchzustellung sogar mit Fahrrad wurden immer wieder neue Schienen gelegt, um das Produkt Buch zu den Lesenden zu bringen. Die Belieferungen von „Großkunden“ wie Schulen oder Bibliotheken sorgen ebenso für Absatz und machen 40 bis 50 Prozent des Kundenstocks aus, rechnet Besold vor. Im Betrieb unterstützt wird der 57-Jährige von seiner Frau Stefanie Besold-Eisner.
Innovatives Denken
Was es braucht, um ein Geschäft über all die Jahre zu bekommen? „Neugierde“, antwortet Besold, der schon als Kind liebend gerne las. Und: Sich Neuem nicht zu verschließen, das betreffe alle Bereiche, von Firmenstruktur bis hin zu den verkaufsfördernden Methoden. Schon vor etlichen Jahren sah Besold die Konkurrenz durch den Onlinehandel auf ihn zukommen und zog selbst einen auf. „Wir haben das aber ausgegliedert“, sagt er. „Dafür haben wir eigene Techniker, die das übernehmen.“ Auch den Sektor Social Media hat man in professionelle Hände übergeben. „Wir wollen im Geschäft machen, was wir können“, erklärt Besold: Kunden beim Kauf von Büchern beraten, das beste Buch auch dann zu finden, wenn ein Kunde ein Buchgeschenk für jemanden möchte, und absolut nicht weiß, welches Buch das denn eigentlich sein sollte.
An starken Tagen verzeichnet man rund 400 zahlende Kunden und Kundinnen im Geschäft. Sechs Mitarbeitende inklusive Chef arbeiten in der Buchhandlung, das auch bei den Papierwaren vom Bleistift bis zum Spruchkalender alles bietet, was Kunden nicht nur für sich selbst kaufen. In die Zukunft schaut Andreas Besold mit Optimismus. „Wir haben von unseren Kunden sehr positive Rückmeldungen, sie sind dankbar für unsere Arbeit.“ Aber er sagt auch: „Jedes Geschäft, das in der Stadt schließt, beeinflusst die Gesamtfrequenz.“
Durch Corona „reanimiert“
In der Postgasse ist das Geschäft von Marion Schluga auferstanden. Es war schon geschlossen, aber ausgerechnet die Covid-Pandemie brachte die „Auferstehung“. Das Unternehmen Schluga wurde 1813 gegründet. „In der Hochphase in den 1980er- und 1990er-Jahren hatten wir in der Produktion in Glandorf 130 Leute“, erklärt Schluga. Allerdings wurde der Standort verkauft. Während der Coronapandemie hauchte Schluga, die auch im Großhandel tätig ist und dabei die Polizei und die Wiener Linien zu ihren Kunden zählt, dem Geschäft in St. Veit wieder Leben ein.
„Ich habe mit der Ware vom Outlet in Glandorf wieder aufgemacht.“ Ausschlaggebend dafür war unter anderem die Bekanntschaft mit der Textildesignerin Petra Valentin, die ihre Produkte etwa in Hotels verkauft und während dieser Zeit weitere Distributionsmöglichkeit suchte. Man kooperierte und bündelte die Bedürfnisse über das St. Veiter Geschäft und hatte Erfolg. Heute gibt es im Geschäft von Marion Schluga – „Ich bin eine Reisespezialistin“ – Taschen, Koffer, Reiseutensilien. Valentin bietet ihre textilen Produkte ebenso an. Schluga ist mit dem Geschäftsverlauf zufrieden: „Ich habe Kunden, die sogar aus Klagenfurt zu mir nach St. Veit kommen.“ Die Kunden würden Qualität und Beratung schätzen.
Schluga hält auch das Sichabheben und Unterscheiden von Mitbewerbern für wichtig, um bestehen zu können. „Ich schaue mir einfach an, was andere bieten.“ Mit Individualität und Qualität hebe man sich vom Angebot der großen Einkaufszentren ab: „Wenn ich einmal in den City Arkaden war, brauche ich nicht mehr ins Atrio fahren“, so Schluga. Das Angebot der dort angesiedelten Geschäfte unterscheide sich nicht wirklich und das könne sie wiederum für sich nutzen.