„Das Kuriose daran ist, dass ein Privater eine Landesstraße baut“, erklärt Leopold Kraßnig, während er auf die verlegte Straße hinunterblickt. Kraßnig, ehemals Steuerberater, hat viel vor mit dem Areal beim Hörzendorfer See, unter anderem wird die Landesstraße verlegt. Die neue L 72 wird in Fahrtrichtung Klagenfurt vor der Abfahrt zum See nach links weggführt, hinter dem Gasthaus und den Parkplätzen vorbei, um danach auf die bestehende Trasse zurückzukommen. 350 Meter lang ist die Umfahrung.
Im Frühjahr 2023 hat man mit den Bauarbeiten begonnen. „Die Fertigstellung war eigentlich am 7. Dezember geplant. Das Wetter und anhaltende Niederschläge machten uns bei der Straße aber einen Strich durch die Rechnung“, erklärt Kraßnig. Ein Frostkoffer (eine Schotterschicht, die vor Frostschäden schützt) und die Asphaltierung fehlen noch. „Wir haben beschlossen, den neuen Weg einmal durchfrieren zu lassen. Sobald es das Wetter zulässt, werden wir mit den Abschlussarbeiten starten. Das Ganze dauert dann noch rund zwei Wochen. Ich schätze, Ende April wird die Straße fertig sein.“
Das gesamte Areal – inklusive See – ist 20 Hektar groß und befindet sich im Familienbesitz der Familie Kraßnig. Neben der Straßenverlegung folgt ein Abtragen des Asphalts der alten Straße, hier wird eine Seepromenade für die Fußgänger entstehen. Ein Spielplatz, neue Parkplätze für rund 45 Autos, eine Rad-Service-Station werden errichtet. Beim Gasthaus möchte man auch einige Änderungen übernehmen, geplant ist eine Schwebeterrasse zu bauen. Mehr als eine Million Euro werden in das Projekt investiert. „Finanziert wird das von meinem Sohn Matthias. Ich führe die Befehle nur aus“, sagt Kraßnig und lacht. Für die neue Straße mussten Felsen abgetragen und 1000 Lkw-Fahrten mit Baumaterial durchgeführt werden. „Und das bei den derzeitigen Spritkosten“, scherzt der Pensionist. Allein die Straße kostet rund 900.000 Euro und wird privat finanziert. Für die Außengestaltung investiert man 454.000 Euro. „Da die Gestaltung dem Tourismus dient, unterstützt uns das Land mit einer Förderung von rund 200.000 Euro“, erklärt der 72-Jährige.
Die Realisierung des Projektes hört sich leichter an als sie tatsächlich ist. „Zweimal wollte ich schon aufgeben, aber ein guter Freund hat mich beraten und bei der Stange gehalten.“ Gutachten, Bewilligungen, Auflagen – alles musste genauestens erfüllt werden. „Immerhin gebe ich die fertige Straße wieder dem Land zurück.“ Die Beweggründe für dieses Projekt? „Wir wollten einfach die Gefahrenstelle zwischen See und Gasthaus beseitigen – für das Bedienen im Gastgarten musste das Servicepersonal die Straße überqueren. Und wir wollten auch das wirtschaftliche Überleben des Gastronomiebetriebes sichern.“
Für die Straße wurde bewehrte Erde verwendet. Bewehrte Erde ist eine Erdstützkonstruktion. Aufgrund des geringen Bodendrucks ist sie eine auch von Geologen häufig bevorzugte Lösung für den Wegebau. „Wir haben die teuerste ökologische Baumaßnahme gewählt. Deshalb müssen wir hier keine Brücke bauen.“
See wird abgelassen
Der Seeeigentümer gab auch ein weiteres spektakuläres Projekt bekannt. Um die Wasserqualität des Sees zu verbessern, soll im Herbst das Wasser des Sees abgelassen werden. „Wir haben einen Fehlbesatz der Fische im See. Mit der Fischzucht Payer als Berater planen wir einen neuen Besatz. Das Projekt wird aber erst im Herbst umgesetzt. Zuerst müssen aber die Straße und der Platz vor dem Gasthaus fertig werden“, betont Kraßnig.
Beim Ausverhandeln des Projektes konnte man sich darauf einigen, dass „an der Ostseite des Sees auf 20 Jahre hin ein freier Seezugang errichtet wird, um die Interessen der Bevölkerung zu wahren“, teilte das Land mit.