Die Teuerungen und die Inflation mit 5,6 Prozent sind deutlich spürbar – ob beim wöchentlichen Lebensmitteleinkauf oder bei Heiz- und Mietkosten. Für einige Menschen im Bezirk St. Veit entsteht sogar ein tagtäglicher Kampf ums Überleben mit wenig Geld. Um diese Menschen zu unterstützen, gibt es in St. Veit zum einen den „Sozialmarkt Kärnten“, welcher Waren zu niedrigen Preisen anbietet, zum anderen hilft das Rote Kreuz mit seiner Einrichtung „Team Österreich Tafel“ mit kostenlosen Produkten für bedürftige Menschen.
Der „Sozialmarkt“ bekommt seine Ware aus dem Handel, welche hier nicht weiterverkauft werden darf, aber dennoch Qualität und Genuss garantiert. Verkauft werden die Produkte höchstens um ein Drittel des eigentlichen Verkaufspreises. „Unsere Aufgabe ist es, möglichst viel an leistbaren und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln für Menschen mit geringen Einkommen zur Verfügung zu stellen“, so Geschäftsführerin Theres Leber. Nach Beantragung einer Einkaufskarte und Erfüllung der Kriterien kann günstig eingekauft werden.
Andrang im Sozialmarkt
Durch die Teuerungen ist ein immer stärker werdender Kundenandrang spürbar. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Wachstum von circa 25 Prozent an Kundinnen und Kunden zu verzeichnen. Pro Tag kaufen 35 bis 40 Personen im Sozialmarkt ein. Darunter finden sich nicht nur Pensionisten und Asylwerber, sondern oft auch Vollzeit-Arbeitstätige, die wenig verdienen.
Neben notwendigen Lebensmitteln ist die Kundschaft auf Hygieneartikel wie zum Beispiel Zahnbürsten angewiesen. Mitarbeiterin Anneliese Wipfler ist von Montag bis Freitag von neun bis zwölf Uhr im Geschäft, holt für dieses täglich die Waren selbst ab und räumt sie ein. Doch die Teuerung hat auch die soziale Einrichtung selbst fest in der Hand. Deshalb richtet Theres Leber ein großes Dankeschön an den Bürgermeister und die Stadt St. Veit, denn diese übernimmt die Miete des Ladens und gewährleistet somit den Erhalt des „Sozialmarkts“.
Gratis Lebensmittel
Das Team der „Österreich Tafel“ organisiert einmal in der Woche, am Samstagabend zwischen 19 und 20 Uhr, in St. Veit eine kostenlose Ausgabe von Lebensmitteln und Hygieneartikeln für hilfsbedürftige Menschen. Produkte von Supermärkten, Tankstellen oder Bäckereien, die ein kurzfristiges Ablaufdatum haben und vom Lieferanten nicht mehr verkauft werden dürfen, aber einwandfrei verzehrt werden können, werden abgeholt und dann verteilt.
Falsche Hemmungen
„Viele würden diese Hilfe brauchen, schämen sich aber, sie in Anspruch zu nehmen. Diese falsche Scham ist nicht notwendig, weil wir Menschen unterstützen wollen und mit ihnen auf Augenhöhe agieren“, so Pressesprecher Peter Pugganig. Mit einem Einkommensnachweis kann unkompliziert zur Ausgabe gegangen werden. Genommen wird das, was gebraucht wird. Lebensmittel des täglichen Gebrauchs wie Brot, Milchprodukte oder Gemüse, aber auch Hygieneartikel sind erhältlich.
Die Inflation hat gezeigt, dass fast jeder schnell in eine finanziell schwierige Situation fallen kann – kurzfristig, aber auch langfristig. Den Anstieg der Hilfsbedürftigen beobachtet auch das Rote Kreuz: „Man merkt deutlich, dass eine höhere Anfrage herrscht, da die Teuerung nicht mehr nur die ‚armen‘ Leute betrifft“, erklärt Pugganig. Die Intention des Roten Kreuzes sei klar – jeder, der Hilfe braucht, soll über seinen Schatten springen und das Angebot nutzen. Scham soll dabei keine Rolle spielen.