Für die Menschen in Knappenberg und Umgebung ist das JUFA mehr als nur ein Hotel: Es ist ein regionaler Treffpunkt, das letzte Gasthaus der früheren Bergbaugemeinde, der einzige Eissalon in der Umgebung, ein Yogazentrum und Veranstaltungsort – kurz gesagt: der Ort, an dem sich alles trifft. Noch im Juli dachte man sogar über die Ansiedlung eines Nahversorgers im JUFA nach. Doch nun folgt eine Kehrtwende mit großen Auswirkungen für die Region. Wie das Unternehmen bekannt gibt, wird das Jugend- und Familiengästehaus am Standort Knappenberg mit 1. Dezember seine Pforten schließen.
Zu wenig Gäste
„Es ist eine wirtschaftliche Entscheidung“, erklärt Jufa-Pressesprecherin Ulrike Grochot die Gründe für diesen kurzfristigen Entschluss: „Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Monaten verschlechtert. Wir leiden wie alle unter der Inflation und den exorbitanten Energiepreisen. Leider haben uns auch unsere Partnerbetriebe nicht so viele Gäste gebracht, wie wir uns erhofft hätten. Die Region ist einfach nicht so stark frequentiert. Deswegen mussten wir jetzt die Reißleine ziehen.“
Dass das JUFA-Hotel in Knappenberg wichtiger Teil der Infrastruktur vor Ort war, steht außer Frage. Nachdem alle ansässigen Gasthäuser den Betrieb eingestellt hatten, wurden dort auch Geburtstage, Taufen und Familienfeiern abgehalten. Im Ort stehe man deshalb „unter Schock“, wie ein Bewohner mitteilt.
Geschäftsführer: „Mir blutet das Herz“
„Von der regionalen Bevölkerung wurde das JUFA sehr wertgeschätzt, deswegen ist es traurig. Aber wir sind ein Unternehmen mit insgesamt 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 60 Standorten in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein, für die wir alle Verantwortung tragen“, sagt Grochot. Dem Geschäftsführer der JUFA-Hotels, Gerhard Wendl, blutet nach eigenen Angaben das Herz. Man habe während der zehnjährigen Hotelgeschichte sehr viel Leidenschaft in den Standort in Knappenberg gesteckt: „Nur ist es wirtschaftlich nicht mehr rentabel. Wir haben einfach zu wenig Nächtigungsvolumen.“
Am Anfang sei der Betrieb noch gut ausgelastet gewesen, alleine die Musikkapellen sollen 5000 Buchungen im Jahr ausgemacht haben. Jetzt seien es nur mehr um die 40 Buchungen. „Natürlich haben wir uns nicht vorgestellt, dass wir nur von der Carinthischen Musikakademie (CMA) oder dem Tibetzentrum leben werden. Aber es braucht einfach eine gewisse Grundauslastung und die ist in Knappenberg deutlich geringer als in allen anderen Hotels der Gruppe. Wir haben das ein paar Jahre mitfinanziert, aber wir sehen keine nachhaltige Veränderung“, resümiert Wendl die Situation.
Erste Jufa-Schließung in Kärnten
Es ist überhaupt das erste Mal, dass das steirische Familienunternehmen JUFA einen Standort in Kärnten oder der Steiermark schließt. Der Entschluss soll aber die Ausnahme bleiben, wie Pressesprecherin Grochot erzählt. Man sei weiter auf Expansionskurs: „Im März 2024 eröffnen wir ein Hotel in Bad Radkersburg. Zudem ist in Deutschland ein weiteres Hotel geplant.“
Für die Mitarbeitenden vor Ort in Knappenberg arbeite man gerade an einer Lösung. Sie haben erst vergangenen Donnerstag von der Entscheidung erfahren. „Weil es eine kurzfristige Entscheidung war. Wir haben sie nach Abschluss des Geschäftsjahres im November getroffen“, sagt Grochot.
Allerdings möchte das JUFA den zehn Beschäftigten eine „nahtlose Übernahme“ ermöglichen: „Es wurde ihnen angeboten, ihre Tätigkeit an einem anderen JUFA-Hotelstandort in Kärnten fortzusetzen. Einige haben sich erfreulicherweise schon dafür entschieden. Wir sind froh darüber.“
Neue Nutzung für das Gebäude?
Was mit dem Gebäude passiert, ist derweil noch offen. Man sei aber bemüht, in gutem Einvernehmen auseinanderzugehen: „Im Jänner werden wir uns mit der Gemeinde zusammensetzen und überlegen, welche Nutzungsmöglichkeiten es gibt. Damit etwas anderes daraus wird“, informiert Geschäftsführer Wendl.
Die bereits eingegangenen Buchungszahlungen für Dezember werden rückerstattet.