Die Situation ist eigentlich prekär: Für ältere Bewohner sind die Wohnhäuser von Camphill in Liebenfels nicht geeignet. Die älteste Bewohnerin ist nun bereits 71 Jahre alt, die Hälfte der Bewohner ist über 50. "2026 wird Camphill 50 Jahre alt und die Bewohner sind mit der Einrichtung älter geworden", erklärt Camphill-Geschäftsführerin Kerstin Hoi. Damit werden auch die Betreuungsansprüche anders. Das hätte bedeutet, dass Bewohner und Bewohnerinnen ausziehen hätten müssen, viele sind aber schon ihr ganzes Leben lang in Camphill daheim. Die Herausforderung: "Wir können die Häuser nicht barrierefrei umbauen", erklärt Hoi.
Schon länger suchte man deshalb nach der günstigsten Lösung, aber sogar für diese sind 850.000 Euro Investition nötig. "Wir machen nun einen Zubau und einen Lift beim Haus "Michael". Damit schaffen wir es, dass die Bewohner bleiben können."
Sechs neue Zimmer werden errichtet, alleine der Lift bedeutet großen finanziellen Aufwand. Auch eine Photovoltaikanlage wird installiert. Der neue Zubau ist altersgerecht und barrierefrei. Für das Aufbringen des Investitionsbetrages wird es eine Spendenaktion geben. "Wir bitten rundherum um Unterstützung."
Gearbeitet wird mit einem heimischen Architekten und Firmen. Hoi: "Wir machen das immer so, damit die Wertschöpfung in der Region bleibt. Und wir merken, lange Geschäftsbeziehungen zahlen sich aus, man kennt sich und arbeitet gut zusammen." Auch beim Haus "Ulrich" wird sich etwas verändern: Balkone und Fenster werden neu gemacht, die Verwaltungsräume dort eingerichtet und ein Aufenthaltsraum für die Bewohner entsteht. "Damit teilen wir uns das Haus dann mit den Bewohnerinnen und Bewohnern."
Herausforderung Behinderung und Alter
Allgemein sind die Umstände in der Betreuung von Menschen mit Behinderung herausfordernd: "Aufgrund der guten Versorgung werden die Menschen nun älter, aber es gibt wenig Konzepte für die bedürfnisgerechte Begleitung im Alter", erklärt Hoi. Um dafür gerüstet zu sein, wurde eine Stelle innerhalb der Einrichtung umgestaltet. Eine Qualitäts- und Projektmanagerin, die den Fokus auf Barrierefreiheit und würdevolles Altern hat, agiert auf dieser Stabsstelle. Sie wechselte von einer anderen therapeutischen Einrichtung zu Camphill und absolviert ergänzend ein dementsprechendes Studium an der FH Feldkirchen.
Schon jetzt vertiefe man die Rücksichtnahme auf die älter werdenden Bewohnerinnen. Einfache Maßnahmen erleichtern den Bewohnern unter anderem das Verstehen von Abläufen in der Einrichtung. "Auf unseren Dienstplänen sind nicht mehr die Namen drauf, sondern unsere Fotos, so wissen alle einfacher, wer gerade Dienst hat", erklärt Hoi. Die Arbeiten starten im Frühling 2024.