Was braucht es, um sich auf einer Dating-App zu verlieben? Ein Profilbild, eine Nummer, vielleicht noch ein paar Informationen. Diese Überlegungen stehen am Anfang einer Initiative der Stadt St. Veit, die in den nächsten Wochen für Gesprächsstoff sorgen soll. Es handelt sich dabei um eine Art "Immobilien-Tinder", ein ungewöhnliches Konzept der Werbeagentur Company-Lifting zur Bekämpfung des Leerstandes in der Innenstadt.
Wie genau diese Dating-App für leerstehende Räume funktioniert, enthüllten Geschäftsführer Thomas Pichler, Bürgermeister Martin Kulmer und Wirtschaftskammerobmann Walter Sabitzer am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz. Der Schauplatz war dabei nicht zufällig gewählt: ein seit fünf Jahren leerstehendes Gebäude am St. Veiter Hauptplatz, das zuvor 40 Jahre lang den Drogeriemarkt DM beheimatete. "Der DM hat sich dann vergrößert und außerhalb der Stadt angesiedelt. Ich habe Hunderte von Unternehmen angeschrieben, die meisten haben mir nicht geantwortet", erzählt Besitzer Manfred Sternat.
Nun soll es "Liebe auf den ersten Blick" sein. Das 250 Quadratmeter große Gebäude ist der erste "Kandidat" auf der neuen St. Veiter Datingapp für Innenstadt-Immobilien, die unter dem Namen "zukunftmitherz.at" zu finden ist. Direkt an der Auslage selbst führt ein QR-Code zu dieser Seite, daneben möchte man mit zweideutigen Sprüchen wie "Ich zeig's dir" Aufsehen erregen.
Wiederbelebung statt Spinnweben
Insgesamt stehen 28 Gebäude der St. Veiter Innenstadt derzeit leer, in den kommenden Wochen sollen die nächsten Kandidaten "datingfit" gemacht werden. "Wir wollen das Thema 'Leerstand' attraktiv machen. In schmutzige, alte Auslagen mit Spinnweben wird niemand hineinschauen und wenn man sie komplett abklebt auch nicht", erklärt Bürgermeister Martin Kulmer.
Mit der Initiative "Immobilien-Tinder, #nicetomietme" soll die Frequenz in der Innenstadt erhöht werden: "Wir wollen, dass sich die Leute gerne in hier aufhalten und hier einkaufen. Deswegen schaffen wir viele Anreize für die Wiederbelebung der Stadt, etwa die Rückerstattung von Teilen der Mietkosten und Kommunalsteuern oder kostenlose Werbemaßnahmen für neue Geschäfte in der Innenstadt."
Walter Sabitzer, Obmann der Wirtschaftskammer im Bezirk, freut sich über diesen Schritt: "Die Stadt St. Veit hat verstanden, wie wichtig die Innenstadt ist. Sie hat eine wirtschaftliche Bedeutung, schafft Arbeitsplätze, Einkommen und Steuern für die Stadt. Sie steigert die Attraktivität und bietet Lebensqualität. Sie ist soziales Zentrum und fördert das Gemeinschaftsgefühl, vermeidet den Verfall von alten Gebäuden und reduziert Wege."