Politiker aus verschiedenen Parteien* wurden gefragt, wie sie als junge Leute die Politik erleben, warum sie sich dazu entschieden haben, Volksvertreter zu werden und was sie künftigen Jungpolitikern mit auf den Weg geben würden.
Ein häufiger Anreiz, politisch aktiv zu werden, ist offenbar die Familie. ,,Ich war immer schon politisch interessiert, es lag mir bereits in den Genen“, behauptet der Neos-Landessprecher und Klagenfurter Gemeinderat Janos Juvan, der seine politische Laufbahn 2019 als 34-Jähriger begann. Ebenso berichtet die erst 30-jährige Völkermarkter ÖVP-Stadträtin Elisabeth Kollitsch davon, dass ihr Vater bereits zu Beginn ihrer Studienzeit Stadtrat für dieselbe Partei war. Ein weiterer Faktor kann das Studium sein, weil einige, wie zum Beispiel der Wolfsberger Gemeinderat Michael Hirzbauer (38), der sich bereits seit dem Jahr 2016 bei den Grünen engagiert, in dieser Zeit einen Drang zum Mitwirken und Gestalten entwickelte.
Von allen Befragten werde die Arbeit in der Politik als grundsätzlich positiv wahrgenommen, jedoch gebe es gewisse Punkte, die herausfordernd oder frustrierend seien. Juvan zufolge gebe es „zu viele „Berufspolitiker, die in Parteiakademien geprägt wurden. Seiner Ansicht nach sollten sich Institutionen wie das Parlament aus mehreren verschiedenen Berufsgruppen und Lebensrealitäten zusammensetzen. Kollitsch empfinde ihre Arbeit im Gemeinderat als relativ harmonisch. „Man fühlt sich ganz gut aufgehoben“, sagt sie, die auch gerne viel unter den Leuten unterwegs sei. Allerdings sei das Vereinen von Beruf und Privatleben die „wahre Kunst“, da der Job als Politiker enorm zeitaufwendig sei. Für Hirzbauer scheint es hingegen enttäuschend zu sein, dass die Möglichkeiten, etwas als junger Politiker zu verändern, ziemlich eingeschränkt seien.
Vom Klimawandel bis zu Schwangerschaftsabbrüchen
Eines steht fest: Politik ist ein langwieriger Lernprozess, weshalb es als junger Quereinsteiger nichts bringt, alles von Anfang an durchzuplanen oder fixe Ziele anzustreben. Diese Haltung vertritt zumindest Kollitsch. Zusätzlich sei es essenziell, freies Denken zu bewahren und nicht von der Politik abhängig zu werden, so Juvan.
„Die brennenden Fragen unserer Zeit sind auf jeden Fall die gesellschaftlichen Entwicklungen und der Klimawandel“, meint Hirzbauer. Während des Gesprächs mit Kollitsch stellte sich heraus, dass ihr frauenpolitische Themen am Herzen liegen. So müsse man Tabuthemen wie Schwangerschaftsabbrüche offener ansprechen. Außerdem begreife sie nicht, dass Frauen und Männer immer noch nicht gleich viel verdienen. Ein großes Thema für Juvan sei es, Europa noch enger zu vereinen und den „europäischen Geist“ zu stärken. Das bedeute eine Abkehr von nationalstaatlichem Handeln und ein Anstreben der Wandlung zu einer selbstbewussten EU, in der sich die Menschen durch ihre Angehörigkeit zu Europa als starke Gemeinschaft sehen.
Die wichtigste Kompetenz, die man als junger Mensch, der etwas verändern will, besitzen müsse, sei Selbstbewusstsein. ,,Ein dickes Fell ist hilfreich“, meint Kollitsch, da man sich vor allem als junge Politikerin naturgemäß vieles anhören muss, sogar von Kollegen. Jedoch sei stark sein nicht alles, denn um etwas zu bewirken, benötige man laut Juvan auch viel Leidenschaft. Dabei solle man auch authentisch bleiben, sagt Kollitsch und ergänzt, dass man insbesondere Frauen die Angst vor einer Karriere in der Politik nehmen müsse.
*Von für Interviews angefragten Jungpolitikern von SPÖ und FPÖ erhielt das Schüler machen Zeitung-Redaktionsteam leider keine Antwort.