Angefangen hat alles mit dem Bergläufer Markus Kröll. Der gelernte Restaurator ist im Zillertal aufgewachsen, mit den Bergen. Dort wohnt er immer noch, doch es hat sich einiges verändert in den vergangenen Jahren. "Ich war schon als Kind oft auf der Olpererhütte. Das war für uns eigentlich nie etwas Besonderes", erzählt Kröll.
Heute sind Tausend Besucher pro Tag keine Seltenheit, denn aus dem Geheimtipp mit der reizvollen Aussicht wurde ein sogenannter Instagram-Hotspot. Daran ist Kröll nicht ganz unschuldig, denn er war es, der die Gegend im Tiroler Zillertal in der TV-Sendung "Bergwelten" erstmals einem größeren Publikum präsentiert hatte. Seither steigt die Popularität der Brücke kontinuierlich. Bewaffnet mit Smartphone und Selfiestick stürmen Besucher aus allen Ecken der Welt die Alm, um ein Foto von sich auf der Hängebrücke zu ergattern. Das wird dann auf der Social-Media-Plattform Instagram gepostet, damit dort jeder sehen kann, was für ein abenteuerliches Leben man führt.
Viele überschätzen sich
Abenteuerlich ist dabei häufig auch Ausrüstung und Kondition der sogenannten "Influencer", die ihr Leben im Internet inszenieren. Bergläufer Kröll braucht eine halbe Stunde vom Parkplatz bis zur Alm, bei gemütlicherem Tempo erreicht man das Ziel in anderthalb Stunden. Gäste, die aber drei Stunden und länger brauchen, um die 600 Höhenmeter zu überwinden, sind mittlerweile aber keine Seltenheit mehr.
Bergretter Ulrich Huber spricht von einem Rekordsommer: "Wir mussten alleine im Juli und August 20 Mal ausrücken. Normalerweise haben wir dort drei bis vier Einsätze pro Jahr." Vielen Besuchern sei nicht klar, was ein Aufstieg im alpinen Gelände bedeutet. Dass man ordentliches Schuhwerk, wetterfeste Kleidung und Sonnenschutz benötigt. Meist sind es Erschöpfungszustände, die Besucher den Notruf wählen lassen. Doch wenn ein teurer Hubschrauber kommen soll, gibt es einige, die den Abstieg doch selbst schaffen.
Einheimische meiden die Olpererhütte dieser Tage. Dabei wurde sogar ein Umgehungsweg angelegt, weil Wanderer die Brücke wegen der Auslastung nicht nutzen können – und es dabei auch wiederholt Streit gab. "Ich kann den Unmut in der Bevölkerung verstehen, aber man muss auch sehen, dass das Zillertal vom Tourismus lebt", sagt Kröll. "Und zum Glück gibt es hier viele schöne Platzerl."
Matthias Reif