Gänsehautmomente erlebten die Besucher der großen Empfangsparty für Felix Gall am Mittwochabend in Osttirol. Das Agunstadion in seiner Heimatgemeinde Nußdorf-Debant hat gebebt, als jene Szenen über eine riesige Leinwand eingespielt wurden, wie er am Col de la Loze die besten Radfahrer der Welt ausgeschaltet und die Königsetappe gewonnen hat. "Wenn ich dieses Video ansehe, kriege ich feuchte Augen", beschrieb Gall die Situation.
Tour de Gall
Zurück zum Anfang der Party: Österreichs Tour-de-France-Star Felix Gall fährt normalerweise auch beim lockeren Grundlagentraining nie unter 200 Watt. Bei der "Tour de Gall" waren es weniger. Der Osttiroler führte ein 600-köpfiges Feld vom Lienzer Hauptplatz nach Nußdorf-Debant in das Aguntstadion. Der Tourismusverband Osttirol hat alle, die mitgeradelt sind, mit gelben Shirts ausgestattet. Dort wartete eine übervolle Tribüne auf den Sieger der diesjährigen Königsetappe der Tour de France. "Wir sind stolz, dass du ein Kind von Nußdorf-Debant bist", sagte Andreas Pfurner. Gall dankte ihm: "Ihr wolltet mir eine Freude machen. Das ist gelungen." Und er schmeichelte auch seine Heimat Osttirol: "Hier kann ich mich nach stressigen und anstrengenden Rennen am besten erholen."
Wie Öl gingen diese Worte bei Franz Theurl, Obmann des Tourismusverbandes Osttirol, runter: "Uns ist bei Felix seiner Leistung das Herz aufgegangen." Bei der Party zu Gast war auch Eurosport-Kommentator Karsten Migels. "Irre, ich bin beeindruckt", kommentierte er die Show. "Bei Felix geht es trotz vieler Rückschläge stetig nach oben", sagte er.
Landesüblicher Empfang
Mitgeradelt ist übrigens auch Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP). Er überreichte Gall ein Werk des Künstlers Hans Salcher. Die Überraschung: Das Motiv zeigt keinen Radfahrer, sondern einen Golfer. Das Spiel mit dem kleinen, weißen Ball ist die zweite große Leidenschaft des Radstars. Das Aguntstadion wurde dann Zeuge eines Aktes, den es in dieser Form nur in Tirol gibt. Als Zeichen der Wertschätzung marschierte er mit dem Radsportler beim "Landesüblichen Empfang" die Formationen der Schützenkompanie und der Musikkapelle ab. Statt Iso gab es in diesem Rahmen ein obligatorisches Schnapserl. Immerhin auch Kohlenhydrate. Eine solche Zeremonie wird nur wenigen Sportlern zuteil - meist Weltmeistern oder Olympiasiegern. Für den Showeffekt sorgten die Ultras der heimischen Fußballer. Sie empfingen Felix Gall mit roter Pyrotechnik.
Glückwünsche vom Olympiasieger
Stichwort Olympia: Ski-Legende Franz Klammer, auch Gast der Party, beschrieb das "Siegergen" des Osttirolers: "Dea traut si' wos. Er hat keine Angst vor der Niederlage." Er habe schon am Beginn der Tour, als Felix Gall in das Bergtrikot geschlüpft ist, gewusst, dass etwas Großes gelingen wird. Die gesamte Show wurde via YouTube live übertragen.
Für Felix Gall gab es dann frisch gezapftes Bier. Zuvor musste er aber hunderte Autogramm-Wünsche abarbeiten. Selfies waren natürlich noch gefragter. "Ich bin da, bis alle Wünsche erfüllt sind. Diese Zeit nehme ich mir", so das Versprechen des Radsportlers zum Abschluss.
Michael Egger