Wer schon einmal den Großen Basar in Istanbul besucht hat, weiß wie es dieser Tage in den Lienzer Innenstadtläden zugeht. Menschen aus aller Welt begutachten Produkte, stöbern, kaufen. Nur verhandelt wird im Gegensatz zu Istanbul kaum. Das Straßentheaterfestival Olala zieht Menschenmassen in die Lienzer Innenstadt. Die Leute wollen beim Kulturfest des Vereins UmmiGummi dabei sein und lassen auch ordentlich Geld in Osttirol. "Die Auslastung der Beherbergungsbetriebe in dieser Woche ist äußerst gut", sagt Franz Theurl, Obmann des Tourismusverbandes.

Zu wenige Betten

Anders als etwa bei Sportveranstaltungen würden die Gäste etwas länger bleiben. Und auch die Zielgruppe ist eine andere als bei den erfolgreichen Sportevents Dolomitenmann oder Radrundfahrt. "Vor allem Familien kommen in dieser Zeit nach Osttirol", so Theurl. Das passe auch in die Strategie des Tourismusverbandes. Veranstaltungen wie Olala zeigen laut Theurl aber auch auf, dass Lienz zu wenige Gästebetten hat. "Das harry's home ist in Bau, ein weiteres Hotel ist in Planung", so Theurl. Er meint damit ein mögliches Projekt am Fuße des Hochsteins.

Es profitiert aber nicht nur die Tourismuswirtschaft. Sämtliche Dienstleistungen nimmt UmmiGummi bei heimischen Unternehmen in Anspruch. Dazu zählen etwa Druckwerke, die Technik oder das Catering für die Künstler. "Etwa 180.000 Euro", so beziffert Hans Mutschlechner, Mister Olala das Budget des heurigen Straßentheaterfestivals. Ein Drittel davon fließt direkt in die heimische Wirtschaft. Den größten Teil machen allerdings die Gagen der Künstlergruppen aus.

Für Hans Mutschlechner spielt Geld beim Olala Festival eine untergeordnete Rolle
Für Hans Mutschlechner spielt Geld beim Olala Festival eine untergeordnete Rolle © Michaela Ruggenthaler

Die Ausgaben für diese sind insgesamt im Vergleich zu den Vorjahren nicht höher geworden – auch wenn die Organisatoren von der Inflation betroffen sind. In den Verhandlungen mit den Künstlergruppen war deshalb im Vorfeld des Festivals viel Geschick gefragt. Mutschlechner: „Besonders als die Treibstoffpreise in die Höhe geschossen sind, war es schwierig“.

Das Budget wird unter anderem durch öffentliche Geldgeber wie die Stadt Lienz, das Land Tirol oder das Bundeskanzleramt aufgefettet. Allerdings unterstützen auch heimische Unternehmen das Festival – etwa die Felbertauernstraße AG, die Firma Frey, die Lienzer Sparkasse, die Tiwag oder der Sonnenschutzkonzern Hella. Joast, Tirol Milch, Loacker und Pirkner Events zählen zu den Kooperationspartnern.

Teuerung, Hitze und Gewitter

Jene Events, für die die Plätze begrenzt sind, sind beinahe ausverkauft. 20.000 bis 30.000 Menschen verfolgen zudem die Shows auf den Straßen von Lienz. Während der Acts bummeln die meisten Olala-Besucher durch die Stadt, besuchen Geschäfte sowie Wirts- und Kaffeehäuser. Robert Geiger, Obmann des City Ring Lienz, sagt: "Das Olala Festival wirkt sich natürlich positiv aus." Es kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt. Laut Geiger spüren die Lienzer Kaufleute derzeit nicht nur die Teuerung, sondern auch "die Hitze und die Gewitter".

Hans Mutschlechner weiß zwar um den wirtschaftlichen Stellenwert "seines" Festivals, er macht aber keinen Hehl daraus, dass ihn Geld nicht interessiert: "Es geht darum, die Leute für eine Woche aus dem Alltag herauszuholen und ihnen eine Freude zu bereiten." Für den Verein ist das Festival aus wirtschaftlicher Sicht ein Nullsummenspiel. Emotional gesehen ist das Olala jedes Jahr aufs Neue ein Gewinn für Lienz.