Existenzängste, Belastungen am Arbeitsplatz und in der Familie, Beziehungsprobleme, Trauer, Verlust, Einsamkeit, Gewalt oder Depression – es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht zumindest einmal im Leben mit einer psychisch besonders belastenden Situation auseinandersetzen musste.
Deshalb wurde vor ziemlich genau einem Jahr das Psychosoziale Zentrum Osttirol in Lienz eröffnet. Es dient als erste Anlaufstelle für Menschen ab 18 Jahren mit psychischen und psychosozialen Belastungen und ihre Angehörigen. Die Beratungen im PSZ Osttirol sind kostenlos und vertraulich. Und das Angebot wird gut angenommen. Seit der Eröffnung vertrauten rund 225 Menschen aus allen Teilen Osttirols und auch aus Oberkärnten in 750 Gesprächen ihre Nöte dem Team des Psychosozialen Zentrums in Lienz an. "Zu uns kommen Menschen mit den unterschiedlichsten Belastungen und Problemlagen, sowohl junge als auch ältere Personen", erklären Standortleiter Hans Schantl und sein Team Michaela Webhofer, Sylvia Ebner und Wolfgang Jaritz.
Zwei Drittel der Menschen, die im PSZ Osttirol Hilfe in Anspruch nahmen, waren Frauen – die älteste 92 Jahre. "Männer kommen meist erst, wenn Feuer am Dach ist. Das heißt aber nicht, dass Männer weniger Probleme als Frauen haben, sondern nur anders damit umgehen", nennt Wolfgang Jaritz einen Grund dafür, warum mehr Frauen als Männer das Angebot der PSZ in Anspruch nehmen. Die Beratungsstelle verfügt außerdem über einen mobilen Dienst, bei dem betroffene Personen, die keine Möglichkeit haben, persönlich in das PSZ Osttirol zu kommen, zu Hause aufgesucht werden. Bisher wurden 55 Ausfahrten und Begleitungen durchgeführt.
"Wir sehen uns als Drehscheibe"
Dabei sieht sich das Team des PSZ Osttirol vor allem als Drehscheibe. "Gemeinsam suchen wir vor Ort nach geeigneten weiterführenden Hilfen und Behandlungen", ergänzt Schantl. Auch pflegt man eine sehr gute Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen, dem Roten Kreuz, der Caritas, dem Lienzer Krankenhaus sowie den Ärzten.
"Wir haben uns sehr gut in der sozialen Landschaft etabliert. Wir können und müssen sicher noch bekannter werden", zieht Schantl nach einem Jahr Resümee. Und dafür tut man auch einiges. Deshalb hat Schantl alle Osttiroler Gemeinden sowie Sozialsprengel in Osttirol besucht und über das Angebot vom PSZ Osttirol informiert. "Ich bin sehr positiv aufgenommen worden", sagt er.