Es ist das Rauschen des Villgrater Baches, welches viele Tiere im Tal Tag für Tag hören. Manchmal wild und laut, manchmal sanft. Dieser Klang, wenn das Wasser zwischen Haus Valgrata und Schlachthof in Außervillgraten rauscht, ist auch jener, den viele Tiere in Zukunft in den letzten Minuten ihres Lebens hören werden. Hier ist seit wenigen Tagen die Metzgerei der Villgrater Bergfleisch GmbH in Betrieb. Tristan Hofmann hat als Metzger bereits die ersten Tiere geschlachtet und verarbeitet. "Es vergehen nur 30 Sekunden von der Anlieferung des Tieres, bis es erlegt wird", sagt er. Somit sei eine stressfreie Schlachtung garantiert. Die Betreiber der Gesellschaft verweisen darauf, dass das Tierwohl im neuen Betrieb an erster Stelle stehe. Das sei auch wichtig, schließlich will man mit einer hohen Fleischqualität punkten. "Und man schmeckt den Unterschied", ist Hofmann überzeugt.
Metzgerei statt Schlachthof
Leonhard Mair als Hauptinitiator ist von den Vorteilen für die Region überzeugt: "Die meisten Dinge gelingen besser, wenn man Kräfte zusammenführt. So ist es auch bei der Vermarktung von Fleischprodukten der Region." Dabei ist das Projekt schon zwei Mal gescheitert – einmal in den Neunzigerjahren und einmal 2015. Doch die Idee, "Villgrater Sticklan" zu vermarkten, ist über die Jahre gereift. Für längere Zeit reifen muss auch ein gutes Stück Rindfleisch. Und Edelstücke wie Rip-Eye oder T-Bone wird es künftig auch direkt im Schlachthof zu kaufen geben. "Unser Verkauf ist freitags von 17 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Zudem gibt es einen Selbstbedienungsladen. An einem Fleisch-Online-Shop arbeitet man noch. Zudem strebt man eine Kooperation mit dem Genussladen Lienz an."
Wie teuer ist das Fleisch aus dem Villgratental? "Wir haben marktübliche Preise und orientieren uns an den von der Innung vorgegebenen Beträgen", sagt Mair. Und Schett sagt dazu: "Bei jenen Konsumenten, bei denen ein Kilo Fleisch nur drei Euro kosten darf, punkten wir nie." Der Trend gehe aber ohnehin in die Richtung, dass weniger, dafür aber besseres Fleisch, konsumiert wird.
Verwertet werden aber nicht nur die Gustostückerln. Und hier kommt der umtriebige Koch Ernst Muhr ins Spiel. Er hat sich die Küche des Kulturzentrums "Haus Valgrata" angemietet und zaubert aus dem Fleisch, welches auf der gegenüberliegenden Seite des Villgrater Baches ausgearbeitet wird, fertige Gerichte. "Für Privathaushalte, aber auch für Gastronomiebetriebe", sagt Muhr. Er will damit den heimischen Gastronomen in Bezug auf den Personalmangel unter die Arme greifen. Die Gerichte verlassen die sogenannte "Osttiroler Kuchl" dann vakuumiert in Großpackungen oder in Gläsern. Die typisch regionalen Gerichte, wie Gulasch, Beuschel oder Mariniertes werden unter dem Namen "DINE Villgrater Hausgemachtes" angeboten.
Geschlachtet werden in Außervillgraten Rinder, Lämmer, Wild und Schweine. "Bei den Schweinen haben wir Aufholbedarf", sagt Schett. Vor allem für die Wurstverarbeitung würde man Schweinefleisch brauchen, von dem es in der Region zu wenig gibt. Das Lieferantennetz wird derzeit aufgebaut. Der Fokus liegt zwar im Villgratental, aber Interessenten gibt es schon in ganz Osttirol. Geschlachtet wird, Stand jetzt, immer dienstags und mittwochs. Mit der Inbetriebnahme ist der erste Schritt getan, weitere sollen in absehbarer Zeit folgen. So strebt man etwa die Bio-Zertifizierung an, um Bio-Schlachtungen durchführen zu können.
Michael Egger