Dienstagnachmittag erreichte die Narrengilde Sillian per E-Mail das Schreiben der Bezirkshauptmannschaft (BH) Lienz bezüglich des Ansuchens zur Nutzung der B 100 vom 7. Oktober 2022 für den Faschingsumzug in Sillian. Und es waren inhaltlich harte Bandagen: Im Schreiben wird die Nutzung der B 100 nicht genehmigt. Laut BH ist der Ausschlussgrund die Beeinträchtigung des Schwerverkehrs durch eine zeitweise Sperre der B 100
Schreiben der BH an die Faschingsgilde
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Dem gegenüber steht die Aussage des Baubezirksamtes Lienz, wonach im Grenzareal Arnbach sowie auf den Abstellplätzen zwischen Lienz und Abfaltersbach ausreichend Stellplätze vorhanden sind. Eine Zählung des Schwerverkehrs am Dienstag, dem 7. Februar, habe im beantragten Zeitfenster zwischen 14.55 Uhr und 16 Uhr ergeben, dass gesamt in beide Richtungen 49 Schwerfahrzeuge und ein Reisebus durch Sillian gefahren sind.
Aktuelle Zählungen von Schwerverkehr
Während des Verkehrsunfalles in Tassenbach am Montag, bei dem die B 100 auch rund eine Stunde gesperrt war, seien zwischen dem Unfallort in Tassenbach und Abfaltersbach in Fahrtrichtung Sillian lediglich 13 Lkw zu stehen gekommen. In Fahrtrichtung Lienz waren zum Zeitpunkt des Unfalles elf Schwerfahrzeuge zwischen dem Unfallort in Tassenbach und dem Hofer Markt in Heinfels angestanden.
All diese Fakten sprechen laut Faschingsgilde gegen den Ausschlussgrund, welche die BH Lienz anführt. Als alternative Streckenroute wird von der Polizeiinspektion Sillian der Umzug vom Industriegebiet bei der Tischlerei Kassewalder über die Bahnüberführung und die Bahnhofstraße zum Marktplatz vorgeschlagen.
Die Narren verstehen es nicht
Diese Variante könne seitens der Narrengilde Sillian aufgrund sicherheitstechnischer Bedenken nicht umgesetzt werden. Es handle sich hierbei um sehr schmale Straßenabschnitte. Eine Abgrenzung zu den erwartenden zahlreichen Zusehern sei nur durch umfangreiche Absperrungen möglich, während auf der zweispurigen Bundesstraße genügend Abstand zwischen Publikum und Akteuren vorhanden wäre. Aufgrund der nachweislich ausreichenden Stellplätze für den Schwerverkehr ist die ablehnende Haltung der BH Lienz gegenüber dem Ansuchen Narrengilde Sillian unverständlich.
Die traditionelle Route:
Die Alternativ-Route:
Ebenso unverständlich ist für die Narren auch der späte Zeitpunkt, 14 Tage vor dem Faschingsdienstag eine 1,5-seitige Mitteilung auf ein Ansuchen, welches am 7.10.2022 an die Behörde gerichtet wurde, zu übermitteln. "Bedauerlich, dass mit solchen Entscheidungen eine langjährige traditionelle Veranstaltung infrage gestellt wird und vielen Beteiligten, die mit Herzblut und Leidenschaft seit Jahren ihre Freizeit und auch finanzielle Mittel dafür eingesetzt haben, die Motivation für einen gesellschaftlichen Beitrag in der Gemeinde genommen wird", sagt Juliana Pradella-Pichler, die Obfrau der Narrengilde.
Jetzt greifen die Narren auf Plan B zurück. "Wir haben noch am Dienstagabend beantragt, dass wir den Umzug über die B 100 am Faschingssamstag um 15 Uhr durchführen", sagt Otto Trauner, Mitorganisator des Sillianer Faschings. Damit wäre das Argument der Behinderung des Schwerverkehrs ausgeschaltet, da dieser an Sonntagen nicht rollt. Die Narrengilde hofft auf eine rasche Behandlung durch die Behörde, und – es gibt noch einen Plan C.
Zum neuen Antrag wurde von der BH bereits wiederum ein Ersuchen um Stellungnahme an die Polizei, das Baubezirksamt, die Wirtschaftskammer, die Gemeinde Sillian sowie an die ÖBB Postbus gerichtet. Noch diese Woche werde es einen Lokalaugenschein vor Ort geben, um schnellstmöglich den neuen Vorschlag der Narrengilde zu prüfen. Die BH Lienz gibt an, mit dem Bürgermeister der Marktgemeinde Sillian in engem und konstruktivem Austausch zu stehen.