"Die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel ist auch in normalen Zeiten für viele Tiroler mit emotionalem Stress, Ängsten, Stimmungstiefs und Einsamkeitsgefühlen verbunden. Auch heuer sorgt die Coronakrise im ganzen Land für noch größere emotionale Belastungen, Verunsicherung und Vereinsamung“, berichtet Wolfgang Sparber, Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol. Deswegen würden viele Tiroler in den kommenden Tagen und Wochen vermehrt zu Alkohol, Medikamenten und Drogen greifen, um diese Gefühle nicht aushalten zu müssen und um sich kurzfristig Linderung zu verschaffen.
„Personen, die zuvor schon einen bedenklichen Alkohol- oder Drogenkonsum aufgezeigt haben, konsumieren über die Feiertage mehr. Menschen, die abstinent und zuvor in ambulanter oder stationärer Behandlung waren, werden aufgrund der emotionalen Überforderung mit dieser Zeit rückfällig“, berichtet Tina Steiner von der Suchthilfe-Beratungsstelle Schwaz.
Rund 30.000 Tiroler sind alkoholkrank
Viele Menschen würden aber noch nicht den Mut aufbringen, sich dem Thema „Sucht“ zu stellen. „Sie treffen häufig in der Familie und ihrem Umfeld auf Unverständnis. Viele Angehörige und Freunde verstehen nicht die Dimension eines Alkohol- oder Drogenproblems. Menschen, die aufgrund von persönlichen Krisen, Ängsten, Sorgen und Einsamkeitsgefühlen trinken oder Drogen konsumieren, verschlimmern so das eigentliche Problem. Unser dringender Ratschlag ist, sich Hilfe in einer Beratungsstelle zu suchen, oder den Hausarzt – oder Facharzt zu kontaktieren“, rät Tina Steiner.
Das böse Erwachen komme für viele Menschen nach den Feiertagen zu Weihnachten und zum Jahreswechsel. „Dann werden erfahrungsgemäß auch unsere Beratungseinrichtungen und Beratungsangebote verstärkt in Anspruch genommen“, so Wolfgang Sparber. Derzeit sind in Tirol rund 30.000 Menschen alkoholkrank, mindestens 60.000 Menschen sind alkoholsuchtgefährdet.
Zwischen und nach den Feiertagen können sich Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige telefonisch an die Suchthilfe Tirol unter der Telefonnummer 0512/580080 wenden. Die Beratung in den neun Beratungsstellen im ganzen Land ist kostenlos und anonym. Mehr Infos: www.suchthilfe.tirol