Vor dem Fabriksfenster thronen schneebedeckte Gipfel, drinnen verflüssigen sich Berge von Marillen. Schon bald werden sie ihre Reise ins Innere der Faschingskrapfen antreten. Die "Reisevorbereitungen" dafür laufen in einem Paar-Hundert-Seelen-Dorf am Eingang zum Osttiroler Pustertal. Hier in der Obstveredelung Brüder Unterweger in Thal/Assling wird die Marille zur Marmelade.
Hochsaison zu Fasching. "90 Prozent der österreichischen Faschingskrapfen werden mit unserer Marmelade gefüllt," sagen die Firmenchefs Paul und Christoph Unterweger. "Derzeit herrscht bei uns Spitzenproduktion, wir haben Hochsaison." Von Aschermittwoch bis Dreikönigstag werden in dem Traditionsbetrieb "UWE" tausende Tonnen Marillenmarmelade verarbeitet und ausgeliefert.
Kalorien in höchster Vollendung. Nur selten öffnen die Unterwegers ihre Tore für Besucher. Wer in die süße Arbeitswelt eintauchen will, muss aus Hygienegründen eine Haube aufsetzen. Zum Glück bekommt die Nase keine Schutzmaske. Denn in der Fabrik riecht es nach Kalorien in höchster Vollendung. Zucker-, Zimt- und Sirup-Duft liegt in der Luft. Die 45 Arbeiter - bis auf einen Ägypter alle aus der Region - tummeln sich mit Häubchen und Schürzchen zwischen überdimensionalen Marmeladetöpfen, Kübeln, Trichtern und Laufbändern. Ein wenig wirken sie wie Heinzelmännchen. Ihr Arbeitstakt wird vom zischenden Zucker-Gebläse begleitet. "Gerade hat ein Kunde aus Wien 40 Tonnen Marillenmarmelade bestellt. Das reicht für acht Millionen Krapfen", sagen die Unterwegers - statistisch wäre das ein Krapfen für jeden Österreicher.
Kontrolle. Für die Arbeiter bedeuten solche Bestellungen höchste Konzentration und Urlaubssperre. Paul Unterweger kennt jeden seiner Mitarbeiter beim Vornamen. Die Kathi, die Maschinen-Führerin, die Marmeladeköche, die Passierer, die Kontrolleure, die Bandarbeiterinnen. "Wir sind alle per Du, denn wir sind ein Haufen, der zusammenhalten muss - und ich gehöre zu dem Haufen dazu." 500-Gramm-Packungen werden genauso aufmerksam abgefüllt wie 860-Kilo-Container. Jeder Schöpfer Marmelade wird vor Reiseantritt kontrolliert. Jeder Behälter bekommt eine eigene Nummer. Wenn eine Kundin im Geschäft ein Marmeladeglas reklamiert, kann genau überprüft werden, woher die Marille ist, wer der Marmeladekoch war, wer kontrolliert oder abgefüllt hat.