„Courage“ lautet das Motto für das laufende Schuljahr an der Fachschule und Aufbaulehrgang für wirtschaftliche Berufe der Dominikanerinnen in Lienz. „Es ist uns als Lehrerteam nämlich wichtig, den jungen Menschen Mut und Beherztheit zu vermitteln“, sagt Gudrun Loidl, seit wenigen Monaten Schulleiterin.
Resilienz gegen Mobbing gehört zur Herzensbildung
Als zu Beginn des Schuljahres unpassende Fotos die Runde machten, schritten Schüler ein und meldeten dies den Lehrern. „Mutig ist nicht, wer hetzt, mitläuft oder schweigt, sondern wer Mitgefühl zeigt und sich traut, für andere einzustehen. Um solche praktischen Dinge geht es bei uns.“ Niemand soll alleine bleiben. Es ist gute Tradition, dass die Schulleiterin jedem einzelnen Schüler mit einer Süßigkeit zum Namenstag und zum Geburtstag gratuliert.
Die Schule für Mädchen in Lienz gibt es seit 400 Jahren
Diese Schule der Dominikanerinnen hat eine lange Geschichte. Im Jahr 1637 begannen die Glaubensschwestern mit der Erziehung und dem Unterricht von Mädchen. 150 Jahre, bevor Monarchin Maria Theresia in Österreich eine allgemeine Unterrichtspflicht einführte, erwarben sich junge Frauen in Lienz also bereits theoretische und praktische Fertigkeiten. Bis zum Jahr 1911 blieb dies sogar die einzige Bildungseinrichtung für Mädchen in der Stadt. Heute ist es eine gemischte Privatschule, für deren Besuch pro Monat 85 Euro zu bezahlen sind.
Praktische Ausbildung bereitet auf das selbstständige Leben vor
„Zweimal in der Woche bieten wir einen Mittagstisch, zweimal in der Woche gibt es eine gesunde Jause. Ich bin sicher, dieses Geld ist gut investiert“, lächelt die Schulleiterin. Im Garten ernten die Schüler Kräuter und Naschobst. Sie kochen gesund, servieren und kümmern sich anschließend um die Bügel- und Tischwäsche sowie um die liebevolle kreative Gestaltung in Haus und Garten. Im Sprachunterricht zählt die Anwendbarkeit im Alltag. Einmal im Monat sind Vertreter des Mädchenzentrums und der Burschenberatung an der Schule. „Niemand soll sich scheuen, wenn er Rat benötigt. Auch das ist Schulung für das ganze Leben.“
Die derzeit etwas mehr als 100 Schülerinnen und Schüler verteilen sich auf sechs Klassen und können aus drei Schulformen wählen: Die integrative einjährige Wirtschaftsfachschule, die dreijährige Fachschule mit Schwerpunkt Gesundheit und Sozialmanagement oder der dreijährige Aufbaulehrgang (Schwerpunkt Mensch – Gesundheit – Soziales) mit der BHS-Zentralmatura als Abschluss.
Praxis in Sozialeinrichtungen trifft auf wirtschaftliches Denken
Besonders geschätzt sind die Praktikanten in Sozialeinrichtungen wie dem Bezirkskrankenhaus oder dem Wohn- und Pflegeheim. Für viele Lehrberufe werden die Unterrichtsfächer angerechnet.
„Wir sind sehr stolz auf das, was wir mit unseren Schülern leisten. Künftig möchten wir uns noch mehr öffnen“, erklärt Loidl. „Frei nach dem Motto: Frischer Wind in alten Klostermauern!“ Die Schüler beteiligen sich sehr engagiert bei der Schulraumgestaltung oder der Präsentation der Schule nach außen. Dazu haben sie kürzlich einen Instagram-Account erstellt. Die Schulleiterin kann sich in einem größeren Raum mit Kachelofen, der derzeit nicht für den Unterricht genutzt wird, öffentliche Veranstaltungen und Kamingespräche vorstellen.
„Die Klosterschwestern unterrichten derzeit bekanntlich nicht. Aber sie unterstützen uns sehr und ihnen liegt die Schule ebenfalls am Herzen. Das Lehrerteam stattet die Jugendlichen mit einem guten Rüstzeug aus, damit sie eine widerstandsfähige Persönlichkeit entwickeln und gestärkt ihre Zukunft gestalten.“
Tag der offenen Tür mit eigenem Adventmarkt und Genussecke
Am Donnerstag, dem 28. November, lädt die Schule der Dominikanerinnen zu einem Tag der offenen Tür. Von 10 bis 16 Uhr führen Schüler durch das Gebäude. Im Freien gibt es einen kleinen Adventmarkt, dazu eine Genussecke und eine Kreativmeile. „Nach Absprache könnten Interessierte auch einmal beim Unterricht zuhören“, spricht Loidl eine Einladung aus. Im Jänner sind Schnuppertage geplant. Dann kann man den Schulalltag einmal live miterleben.