Flüsse prägen ihr Umfeld. Die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik wohnte als Kind in Lienz in unmittelbarer Nähe und hat am Flussufer der Isel ihren ersten Liebeskummer „abgearbeitet“. Klaus Michor, Gründer des Naturraum-Planungsbüros Revital, erwarb sich seine ersten ökologischen Grundkenntnisse als Schwarzfischer am Debantbach. Franz Theurl, Obmann des Tourismusverbandes, nennt die Aufweitung des Flussbetts unterhalb der Glanzer Brücke „Alpen-Riviera“ als Lieblingsplatz an der Isel. „Den Sandstrand dort teilt man sich halt mit 20 Kühen, das muss man wissen.“
Erstmals eine Sammlung aus allen Wissensgebieten in einem Buch
Susanna Muhar, Mitherausgeberin neben Andreas Muhar, Klaus Michor, Oliver Stöhr und Marian Unterlercher, führte bei der Präsentation der Monographie „Die Isel - Gletscherfluss in der Naturlandschaft“ aus: „Jeder von uns hat seinen ganz persönlichen Zugang. In diesem Buch, in dem sehr viel Arbeit steckt, bieten wir umfassende Informationen zu diesem äußerst bedeutenden Gewässer und die umgebende Natur“.
Die Isel „ist der letzte weitgehend naturnah erhaltene Gletscherfluss der Ostalpen“, schreiben die Herausgeber in ihrem Vorwort. Im Buch sei „erstmals das vorhandene natur-, sozial- und kulturwissenschaftliche Wissen über das Iselgebiet gemeinsam dokumentiert“.
40 Fachautoren lieferten Beiträge
40 Fachautoren reihen akademisches Fachwissen und lokales Erfahrungswissen aneinander. „Es hat mich berührt, dass so viele von unserer Idee zu diesem Werk sofort begeistert waren und fast alle auch zusagen konnten“, erklärte Susanna Muhar.
Die international anerkannte Gletscherforscherin Andrea Fischer widmet sich in ihrem Beitrag dem „Abschied vom ewigen Eis?“. Historiker Meinrad Pizzinini unterstreicht die Bedeutung der Isel für die Stadt Lienz. Josef Kalser verweist auf die Holztrift am Wasser, hin zu Meilern und Sägewerken. Umfassend und wissenschaftlich dokumentiert ist das Leben über und unter Wasser.
Die Hochwasserkatastrophen 1965 und 1966 haben die Menschen das Fürchten gelehrt und sie daran erinnert, dass die Schöne auch eine Gefährliche ist. Weiters gehören künstlerische Annäherungen, der Kajak- und Raftingsport, das Fischen und der Iseltrail, das Natura-2000-Netzwerk in Europa und praktische Beispiele für schutzwasserwirtschaftliche Maßnahmen zum Inhalt des Buches.
Wunsch nach konkreten Schutzmaßnahmen
Der Tiroler Naturschutzlandesrat René Zumtobel (SPÖ) unterstrich die Bedeutung der Isel als großes Artenschutzprojekt. An die Wissenschafter äußerte er den Wunsch, dass sie ihre Forschungsergebnisse für die Politik in konkrete Maßnahmen übersetzen. „Dann können wir unsere Aufgaben leichter erfüllen und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.“
2025 soll ein „Jahr der Isel“ werden
Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer kündigte an, in Zusammenarbeit mit den Iselfrauen das Jahr 2025 zu einem „Jahr der Isel“ erklären zu wollen. Eine Reihe von Veranstaltungen soll die Bevölkerung mit einbeziehen.
In seinem Ausblick im Buch schlägt Kostenzer den Schutz des „Wesens“ Isel vor. „Auf dass wir in Einklang mit diesem Wesen kommen, das die Täler belebt, die Wandernden erfrischt und einen Platz in unserer Mitte hat.“