Der Fall ist für heuer gegessen: Gault Millau hat seine Hauben verliehen und Osttirol setzte bei der Haubendichte noch einmal eins drauf. Die Herdkünstler haben wieder ausgezeichnet performt und ihre Liebe zum Geschmack mit Kreativität auf die Teller gebracht. Regionalität war dabei eine wichtige Zutat. Und es ist im heimischen Haubensegment noch immer Luft nach oben. Heuer wurden drei Hauben mehr vergeben, als im Vorjahr. Und es ist auch die Anzahl der ausgezeichneten Restaurants von elf im Vorjahr auf zwölf gestiegen. Der absolute Newcomer ist das Restaurant La Rosa im Hotel Belmonte in Sillian. Dort ist man völlig überrascht, dass der hohe Einstieg im ersten Anlauf gelungen ist.

Essen zu Normalpreisen

Der Gault Millau hält in seiner Bewertung fest: „Formidabel ist zum Beispiel der Raviolo vom Villgrater Kaninchen mit Wildkräutersalat und Bergkräuteröl. Oder der Pustertaler Hirsch. Den serviert Yanik Webhofer als Ragout mit Polenta und ebenfalls Wildkräutern.“ Geglänzt haben die beiden Köche Stefan Königsberger und Yanik Webhofer, die der Erfolg mehr als freut: „Uns vereint die Leidenschaft zum Kochen und die Liebe zu den Produkten. Wir kochen mit regionalen Zutaten, lassen uns aber international inspirieren.“ Im La Rosa gilt es jetzt, das Niveau zu halten und gleichzeitig ein Restaurant zu bleiben, wo man zu Normalpreisen ausreichend zu Essen bekommt.

Clemens Gesser darf sich über zwei Hauben freuen
Clemens Gesser darf sich über zwei Hauben freuen © KK/Elias Bachmann

Zweiter Hauben-Hotspot in Sillian ist das Hotel Gesser. Aus dem Stand hat man hier zwei Hauben erkocht. Clemens Gesser findet es cool, dass er und sein Team das auf Anhieb geschafft haben. Mit seinem Bruder Markus führt er das Hotel in dritter Generation. In der Küche gibt die Regionalität den Ton an. Kulinarisch lebt sich Clemens Gesser am „Chef´s Table“ aus, wo es Überraschungsmenüs gibt. „ Die Pastete mit Hirschfleisch, ummantelt mit Speck, erweist sich als gelungen. Das mit Essig abgeschmeckte und pürierte Rübenkraut gibt einen ordentlichen Kontrast zur salzig-süßen Pastete. Das Zweierlei vom Lamm – einmal geschmort mit Kartoffelschaum und einmal als geräuchertes Lammherz – beweist Talent und handwerkliches Wissen. Familiärer, freundlicher Service“, lautet das Zeugnis von Gault Millau.

Mehlwürmer zum Schluss

Seine vier Hauben halten konnte der Gannerhof in Innervillgraten. „Über den Gannerhof und Josef Mühlmann ist eigentlich schon alles geschrieben worden“, stellt der Gault Millau fest. „Die Mühlmanns haben es wohl mit markantem Charakter und einer polarisierenden Küche geschafft. Wie in unserem Fall mit einer brennenden Kerze aus Schmalz auf Röstzwiebeln im ersten Gang und Mehlwürmern samt eingelegten Vogelbeeren zum Schluss“, heißt es in der Bewertung.

Küchenchef Max van Triel muss Abstriche hinnehmen
Küchenchef Max van Triel muss Abstriche hinnehmen © KK/Privat

Es gibt aber auch Restaurants, die einen Verlust hinnehmen müssen. Hier trifft es die Rauterstube in Matrei mit Küchenchef Max van Triel. Gault Millau stufte sie von drei auf zwei Hauben herab.  Der Kommentar: „Alle Gerichte kommen ordentlich auf den Tisch – mehr aber auch nicht.“ Das Hotel Rauter bezeichnet der Gault Millau als „kleines Landhotel“. Zur Abwertung sagt Hotelier Michael Obwexer: „Leider war den Kritikern das im ,kleinen Landhotel´ Rauter mit Stolz zubereitete und servierte Osttiroler Wanderhendl keine drei Hauben wert.“

Drei Hauben gab es hingegen wieder für das Pfleger in Anras und das Saluti in Matrei. Bei den zwei Hauben darf sich vor allem das Parkhotel Tristacher See freuen. Es legte heuer eine Haube zu. Zwei Hauben trägt man auch im Vincena auf dem Golfplatz in Lavant. Eine Haube erhielten das Restaurant Im Stadl in Nußdorf-Debant, das Gradonna in Kals, der Strasserwirt in Strassen und die Jakobistube im Hotel Jesacher in St. Jakob.